Mit Grotte, Park und riesigem Restaurant
Tafel erinnert an Adolf und Helene Lewissohn und ihr spektakuläres Seebad an der Ullsteinstraße

Stadtrat Oliver Schworck (Zweiter von links.) und Bianca Tchinda (Dritte von links), Kennerin für Schwimmbäder in Berlin, enthüllten gemeinsam die Gedenkstele. Außerdem bei der Einweihung dabei (von links nach rechts): Stadtrat Tobias Dollase, Residenz-Leiterin Marina Stern, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Eva Högl und die Kunstamtsleiterin Irene von Götz.  | Foto:  Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
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  • Stadtrat Oliver Schworck (Zweiter von links.) und Bianca Tchinda (Dritte von links), Kennerin für Schwimmbäder in Berlin, enthüllten gemeinsam die Gedenkstele. Außerdem bei der Einweihung dabei (von links nach rechts): Stadtrat Tobias Dollase, Residenz-Leiterin Marina Stern, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Eva Högl und die Kunstamtsleiterin Irene von Götz.
  • Foto: Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
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Eine Gedenkstele für das Seebad der Familie Lewissohn ist kürzlich vor der Ullsteinstraße 159 eingeweiht worden. Es galt in den 1920er-Jahren als das größte und schönste der ganzen Stadt.

„Mit der Tafel würdigen wir den Unternehmergeist und die Fortschrittlichkeit von Adolf und Helene Lewissohn. Sie sind eine Inspiration für uns alle, kleine und große Veränderungen in unserem Bezirk anzustoßen und mutig neue Ideen umzusetzen“, sagte Gesundheitsstadtrat Oliver Schworck (SPD) bei der offiziellen Übergabe.

Tatsächlich hat Adolf Lewissohn Großes geschaffen. Was 1876 mit einem Sprungturm an einem Tümpel begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Anziehungspunkt für Freunde des Schwimmens. Eine Geldquelle für den Ausbau fand der Unternehmer direkt vor Ort. Im Winter „erntete“ er Natureis vom See und lieferte es an Brauereien und Schlachtereien, die es dringend für die Kühlung brauchten.

Die Aufnahme (um 1930) zeigt das Seebad. Vorne das Nichtschwimmerbecken, links oben der Sprungturm. | Foto: Museen Tempelhof-Schöneberg
  • Die Aufnahme (um 1930) zeigt das Seebad. Vorne das Nichtschwimmerbecken, links oben der Sprungturm.
  • Foto: Museen Tempelhof-Schöneberg
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Bereits in den 1910er-Jahren konnten an der Ullsteinstraße große Schwimmmeisterschaften ausgetragen werden. Seine Glanzzeit erlebte die Anlage jedoch ein Jahrzehnt später. Kein Wunder: Inzwischen lockte das Bad mit einem Park, mit Seeterrassen, Wasserfall, Grotte und einem Restaurant, das mit 2500 Plätzen aufwarten konnte. Regelmäßig standen Belustigungen für die ganze Familie auf dem Programm – im Wasser und an Land. Bei großen Veranstaltungen drängelten sich schon mal um die 7000 Menschen.

Nach Lewissohns Tod im Jahr 1927 übernahm seine Tochter Helene die Leitung. Doch mit der Weltwirtschaftskrise und dem wachsenden Antisemitismus ging es bergab. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verlor die „Halbjüdin“ Helene Lewissohn das Seebad. Es wurde zwangsversteigert.

Die neue Gedenktafel wurde nach einem Beschluss der Bezirksverordneten errichtet. | Foto:  Bezirksamt Tmepelhof-Schöneberg
  • Die neue Gedenktafel wurde nach einem Beschluss der Bezirksverordneten errichtet.
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Nach 1945 versuchte sie, den Familienbesitz zurückzuerhalten. Sie scheiterte. Mehr noch: Es gab nicht einmal eine Entschädigung und Helene sollte auch noch die Gerichtskosten tragen. Sie musste einen Offenbarungseid leisten und starb 1957, gebrochen und verarmt. Das Seebad war bereits 1950 abgerissen und zugeschüttet worden. Heute hat eine Seniorenresidenz ihren Sitz auf dem Grundstück.

Noch einmal zurück zu Adolf Lewissohn. Der Unternehmer war in vielen Bereichen tätig. Unter anderem sorgte er dafür, dass sich ein Gaswerk in Mariendorf ansiedelte, damals das größte in der ganzen Umgebung. Es ging 1901 ans Netz und spülte viele Steuern in die Gemeindekasse. Außerdem beriet er den Tempelhofer Bürgermeister Friedrich Mussehl und Ernst von Stubenrauch, den „Vater des Teltowkanals“.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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