Ein Leben für die Feuerwehr
Brandinspektor Friedrich Weiß liegt auf dem Heilig-Kreuz-Kirchhof begraben

Friedrich Weiß (vorne sitzend) und seine Kollegen auf einem Benzin-Elektro-Löschfahrzeug im Jahr 1912. | Foto: privat
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  • Friedrich Weiß (vorne sitzend) und seine Kollegen auf einem Benzin-Elektro-Löschfahrzeug im Jahr 1912.
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Pickelhaube, Säbel und stolz einen gezwirbelten Schnauzbart tragend schaut Friedrich Weiß in die Kamera. Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen den Tempelhofer Brandinspektor Anfang des 20. Jahrhunderts umgeben von seinen Kameraden. Begraben liegt er in Mariendorf auf dem Heilig-Kreuz-Kirchhof.

Michael Strempel ist der Urenkel von Friedrich Weiß. Sein Großonkel hat dessen Memoiren sowie zahlreiche Fotos gesichtet und daraus ein Buch gemacht. Für die Nachfahren sind drei Exemplare gedruckt worden. Eine Zusammenfassung hat Michael Strempel an unsere Redaktion geschickt. Darin wird deutlich, dass Friedrich Weiß offenbar detailliert seine beruflichen Erlebnisse aufgeschrieben hat. Unter Einsatz seines Lebens habe er beispielsweise 1906 zwei schwerverletzte Arbeiter retten können. Diese hätten demnach aus einem mehr als sechs Meter tiefen, eingestürzten Kanalisationsschacht in der Konradinstraße befreit werden müssen. Außerdem habe er bei einem Feuer mithilfe eines Löschschlauchs einen seiner Kollegen auffangen können, der vom dritten Stock eines brennenden Gebäudes abgerutscht war. In seinem Berufsleben habe er selbst mehrere Rauchvergiftungen und diverse kleinere Verletzungen erlitten.

„Seinerzeit war mein Urgroßvater eine bekannte Tempelhofer Persönlichkeit“, meint Michael Strempel. So habe Friedrich Weiß beispielsweise 1912 mit Unterstützung der Siemens-Schuckert-Werke ein Feuermeldersystem eingeführt. Solche präventiven Maßnahmen hätten viele Menschenleben gerettet. Sein dramatischster Einsatz habe sich während des Ersten Weltkriegs bei einem Großfeuer in der damaligen Johannisthaler Munitionsfabrik ereignet. „Wie in einer Feuerwalze wurden wir inmitten von Giftgasen von explodierenden Granaten, Handgranaten und Gewehrmunition umschwirrt. Unser fast 20 Tonnen schweres Feuerlösch-Fahrzeug wurde dabei mit voller Besatzung von der Zufahrtstrasse 30 Meter weit auf ein Ackerfeld geschleudert“, notierte Weiß. 1919 habe er die Überwachung der UFA-Filmateliers in der Oberlandstraße südlich des Tempelhofer Felds übernommen.

In den Aufzeichnungen des Brandinspektors fanden sich auch Informationen über die Feuerwache in der Borussiastraße, die heute noch existiert. Er habe die Wache aufgebaut und geleitet und mit seiner Familie direkt auf dem Gelände gewohnt. Eine seiner Töchter, Johanna Hohl, sei dort zur Welt gekommen. Sie liegt heute im gemeinsamen Familiengrab. „Seinen Nachkommen ist überliefert, dass der Brandinspektor eine prägende Persönlichkeit und ein Familienmensch war. Er wurde als ein liebender und fürsorglicher Vater und Großvater beschrieben“, heißt es im Buch. 1938, ein Jahr vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, starb Friedrich Weiß.

Wie lange das Familiengrab auf dem Heilig-Kreuz-Kirchhof noch existieren wird, ist unklar. Nach Wunsch des Evangelischen Friedhofsverbands Berlin Stadtmitte soll die gesamte Abteilung, in der sich das Grab befindet, auslaufen und zu einer naturbelassenen Wiese werden. Laut Paragraf 24 des Kirchengesetzes über die evangelischen Friedhöfe besteht kein Anspruch auf Verlängerung des Nutzungsrechts, „wenn seit dem Ersterwerb 40 Jahre verstrichen sind“. Das Familiengrab befindet sich bereits seit 51 Jahren dort. Eine Verlängerung sei dementsprechend abgelehnt worden, wie Claudia Körber mitteilt. Neubeisetzungen werden nicht mehr stattfinden. „Wir haben der Familie das Grab zum Gedenken angeboten. Das bedeutet, sie können die Grabstätte weiter besuchen und auch pflegen“, so die Friedhofsverwalterin.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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