30 Jahre Gutes tun
Hannelore Konietzko für Ehrenamt ausgezeichnet
Der 17. November 2018 war ein besonderer Tag für Hannelore Konietzko (75). Bei einer Gala wurde sie vom Bezirk für ihre 30-jährige Arbeit als Ehrenamtliche ausgezeichnet.
Die Urkunde hat sie sofort parat. „Im Namen des Landes Berlin werden Dank und Anerkennung für die zum Wohle der Allgemeinheit geleisteten treuen Dienste ausgesprochen“, steht dort, unterzeichnet von Stadträtin Jutta Kaddatz.
Hannelore Konietzko hat sich sehr darüber gefreut. Sie ist eine von fast 15 Millionen Menschen, die einer aktuellen Datenerhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach zufolge in Deutschland ehrenamtlich tätig sind. Ein Ehrenamt auszuüben, egal welcher Art, sei wichtig, um mit anderen ins Gespräch zu kommen und nicht nur für sich selbst zu leben. „Es ist irgendwie eine kalte Welt geworden. Wir müssen helfen. Mir tun vor allem die alten Leute leid, die alleine in der Wohnung sitzen“, sagt sie. Wenn „Koko“, wie sie der Einfachheit halber meist genannt wird, ältere Menschen besucht, sei dies stets ein tolles Erlebnis. „Wenn ich wieder raus gehe, ist das ein Hochgefühl, ein Gefühl der Zufriedenheit, dass ich ein bisschen geholfen habe“, schildert sie ihre Erfahrungen.
Bei drei Jahrzehnten Ehrenamt kann sie auf viele schöne Erlebnisse zurückblicken. Angefangen hat sie 1988 mit dem Besuchsdienst. Drei Stunden pro Woche besuchte sie im Westphalweg eine ältere Dame, die sie liebevoll als „Rollstuhl-Omi“ bezeichnet. „Sie hat ganz viel von beiden Weltkriegen erzählt und ich habe mich immer schon sehr für frühere Zeiten interessiert“, erzählt Hannelore Konietzko. Gemeinsam besuchten sie die Urania und den Friedrichstadtpalast und machten Ausflüge mit dem Dampfer. Die Verbindung blieb zehn Jahre bestehen. Als die Dame im Alter von 94 Jahren verstarb, wechselte „Koko“ in den Bereich Sonderaufgaben und betreute dabei fortan unter anderem bezirkliche Veranstaltungen.
Seit drei Jahren kümmert sich die ehemalige Angestellte im Ermittlungsdienst der Kriminalpolizei, die inzwischen selbst in einer altersgerechten Wohnanlage lebt, in der Sozialkommission um Hochzeits- und Geburtstagsehrungen. Auf Basis der Daten des Einwohnermeldeamts erstellt das Büro von Stadträtin Jutta Kaddatz regelmäßig eine Liste über Jubiläen von Anwohnern aus Mariendorf ab dem 85. Geburtstag. Landet diese bei Hannelore Konietzko, beginnt sie mit der Recherche. „Manchmal stimmen die Informationen nicht mehr, manchmal sind die Personen bereits verstorben“, erklärt sie. Gewissheit gibt es nur, weil sie die Adressen besucht und die Jubilare ausfindig macht. „Es kommt schon mal vor, dass einem die Tür vor der Nase zugeschlagen wird, aber meistens freuen sie sich.“
Jeder kann ja frei entscheiden, ob er zu seinem Geburtstag die Gratulation des Bezirks entgegennehmen möchte. Fällt die Entscheidung positiv aus, kommt „Koko“ mit einer Urkunde und einem Geschenk vorbei, das die Jubilare sich vorher aussuchen können, zum Beispiel Pflegeartikel, Pralinen oder Blumen.
Besonders beeindruckt haben sie eine Kronjuwelenhochzeit (75 Jahre) im vergangenen Mai und eine 100-jährige Frau, die in der zweiten Etage eines Wohnhauses ohne Fahrstuhl in der Eisenacher Straße wohnt. „Sie hat alles noch allein gemacht, doch seit sie im Sommer gestürzt ist, kommt sie nicht mehr raus. Sie freut sich sehr, dass Frau Kaddatz und ich im Februar zu ihrem 101. Geburtstag vorbeikommen“, berichtet Hannelore Konietzko. Sie wird auch in diesem Jahr wieder bei mehr als 40 Geburtstagen und Hochzeitsjubiläen dabei sein. Ihr Ehrenamt möchte sie so lange, wie es ihr möglich ist, ausüben.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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