Kampfsportveteran Lothar Nest mit dem 10. Dan geehrt
Es ist die größte Ehre, die einem Kampfsportler zuteil werden kann. Lothar Nest bekam jetzt in seiner Sportschule in Alt-Mariendorf den 10. Dan verliehen. Da eine solche Auszeichnung erst nach Vollendung des 70. Lebensjahres vorgenommen werden darf, ist es für ihn wie ein Preis für sein Lebenswerk.
Der gesamte Vorstand des IFAK (Internationaler Fachverband für asiatische Kampfsportarten) war extra zu diesem Anlass angereist. Nest war zuvor bereits Inhaber des 9. Dan im Judo, Martials Arts und Jiu-Jitsu, doch ein 10. Dan fehlte ihm noch in seiner Sammlung. Diesen bekam er nun für seine Leistungen im Goshin-Jitsu. Dabei handelt es sich um eine Selbstverteidigungsform, die unter anderem der Abwehr von Stockschlägen, Messer- und Pistolenangriffen dient. Inhaber des 10. Dan dürfen ihren Kampfanzug mit einem roten Gürtel binden. „Das ist das Ende der Fahnenstange“, sagt Lothar Nest dazu. Doch deshalb mit dem Sport aufhören wird er trotzdem nicht.
Noch immer trainiert der 74-jährige Nest täglich Kinder und Jugendliche in seiner Sportschule, womit er zugleich selbst in Form bleibt. Außerdem führt er Besucher gern durch das Judo-Museum, das er 2006 eröffnet hat. Im Laufe der Jahrzehnte hat er eine Vielzahl von Fotos, Zeitungsartikeln, Urkunden, Medaillen und Kampfanzügen gesammelt. Viele befreundete Sportler haben zudem ihre Trophäen gespendet, um sie dem Museum zur Verfügung zur stellen.
Wenn Lothar Nest an seine Sportlerkarriere zurückdenkt, fallen ihm unzählige Anekdoten ein, die er wie aus einem Lexikon hervorholt und so lebhaft erzählt, als wäre es erst gestern passiert. Zum Beispiel aus dem Jahr 1960, als er sich im Alter von 16 Jahren entschied, mit dem Judo anzufangen. Mit seinen Eltern lebte Nest damals in ärmlichen Verhältnissen in einem Hinterhof in Kreuzberg. Nachdem er zuvor mehrfach auf der Straße verprügelt worden war, wollte er sich endlich wehren können. Danach ging es für ihn schnell bergauf.
681 Kämpfe in fünf verschiedenen Kampfsportarten hat Lothar Nest bis zu seinem letzten offiziellen Kampf im Jahr 1986 absolviert. Besonders stolz ist er darauf, dass er 1970 in der Deutschlandhalle dem Judo-Olympiasieger von 1964, Takehide Nakatani aus Japan, nur ganz knapp mit 1:2 unterlegen war. „Das Tolle war, dass ich die Welt bereisen durfte“, antwortet Lothar Nest auf die Frage, welchen Einfluss der Sport auf sein Leben hatte.
Auch in Zukunft wird sich Lothar Nest nicht langweilen. Zweimal im Jahr reist er mit seiner Frau nach Namibia zu seiner Tierschutzfarm. Außerdem arbeite er gerade an einem eigenen Buch, erzählt er nebenbei. Seine Autobiografie „Vom Kreuzberger Hinterhof in den afrikanischen Busch“ würde er gern noch in diesem Jahr veröffentlichen. Und dann steht noch das 45-jährige Jubiläum seiner Kampfsportschule auf dem Programm. Sicher werden auch dann wieder zahlreiche Gäste mit ihm gemeinsam feiern.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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