Mariendorf. Berliner Woche und Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks stellen gemeinsam die Reihe Denkmal des Monats vor. Im März geht es um die Adlermühle in Mariendorf.
Ein bisschen traurig sieht sie aus, so als würde sie enttäuscht den Kopf hängen lassen: Seit sechs Jahren fehlt der Adlermühle an der Ecke Säntisstraße/Buchsteinweg ihr vierter Flügel. Ganz egal, wie stark der Wind also pustet: Die alte Mühle, die sich stolz über die Einfamilienhäuschen in der Nachbarschaft erhebt, ist zum ewigen Stillstand verdammt. Der Flügel musste damals vorsorglich abgenommen werden, weil Verdacht auf Fäulnis im Holz bestand. Der Berliner Liegenschaftsfonds als Eigentümer kann sich einen denkmalgerechten Ersatz nicht leisten. Seit 1759 hatte sich das Mühlrad im Wind über Berlin gedreht. Allerdings in den ersten Jahrzehnten in Kreuzberg: Vor über 250 Jahren wurde der Bau nahe der damaligen Stadtmauer und des Landwehrkanals errichtet und gab der Lohmühlenstraße ihren Namen. Als Lohmühle betrieben zerkleinerte sie vor allem Baumrinden und Blätter zu Lohe. Also zu einem Mittel, das zum Gerben von Tierhäuten zu Leder benötigt wird. Das Gebäude entspricht dem Typ der Holländermühle. Im Gegensatz zur Bockwindmühle, bei der sich der ganze Bau je nach Wetterlage gegen den Wind ausrichtet, dreht sich hier nur die Mühlenkappe mit den Flügeln gegen den Wind, während der Baukörper fest stehen bleibt.
Als die städtische Bebauung in Kreuzberg immer dichter wurde und der Wind deshalb nicht mehr kräftig genug in die Flügel pusten konnte, wurde das Gebäude 1888 in die damals noch unbebaute Mariendorfer Feldmark versetzt. Der massiv geziegelte, achtseitige Unterbau wurde vom Friedenauer Architekt Friedrich Hillerkuss errichtet. Und der mit Holzschindeln verkleidete Fachwerkaufsatz aus Kreuzberg einfach draufgesetzt.
In Mariendorf mahlte die Mühle schließlich Korn. Bis 1931 betrieben durch Windkraft, danach bis 1959 mit elektrischem Antrieb. Nach dem Krieg verschwanden deshalb auch die Flügel. Erst nachdem die ursprüngliche Nutzung der Mühle Ende der 1950er-Jahre aufgegeben wurde und der Schwimmverein Friesen im Jahr 1968 sein Vereinsheim hier einrichtete, wurden sie 1982 wieder rekonstruiert. Umso mehr ärgert sich der Vereinsvorsitzende Ronald Meißner nun, dass ein Flügel wieder fehlt. "Außerdem stört uns das herunterhängende Flügelblatt, weil es senkrecht auf die Umlaufgalerie hängt und uns deshalb im Weg ist", beklagt er. Der Zugang zu den Vereinsräumen sei dadurch erschwert. Außerdem müsse der Boden im Eingangsbereich zum Vereinslokal dringend erneuert werden. Trotzdem, betont der Vorsitzende des rund 1000 Mitglieder zählenden Vereins, fühle man sich vor allem im Sommer in der alten Mühle und der Grünanlage pudelwohl. "Sonst wäre das hier nicht schon seit über 40 Jahren unser Zuhause."
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