Kita soll Gartenparzelle verlassen
Bezirksverband der Kleingärtner will Regelverstöße nicht hinnehmen
Seit gut zwei Jahren spielen regelmäßig Kitakinder auf einer Parzelle der Kleingartenanlage Kaisergarten an der Ecke Kaiser- und Küterstraße. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Der Bezirksverband der Kleingärtner Tempelhof verlangt die Räumung – und hat dabei den Landesverband auf seiner Seite.
Gepachtet wurde der Kleingarten von der Schwester des damaligen Vorstands der Anlage, erzählt Martina Zander-Rade, grüne Bezirksverordnete und schulpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Von Anfang an sei das Ziel gewesen, der angrenzenden Kita Lillebror die Fläche zur Verfügung zu stellen. „Eine Kindergruppe kommt vormittags für rund zwei Stunden, nicht am Wochenende und auch nicht in den Ferien. Das stört dort keinen Menschen. Im Gegenteil. Alles ist Friede, Freude, Eierkuchen“, sagt sie. Die Kita nehme zudem auch keinem anderen Interessenten die Parzelle weg. Denn schon bald müsse die gesamte Kleingartenanlage ohnehin dem Neubau einer Sporthalle des Eckener-Gymnasiums weichen.
Der Bezirksverband sieht die Sache anders. Weil die Laube auf dem Grundstück abgerissen worden war und kein Bauantrag für eine neue gestellt wurde, kamen Mitglieder zu einer Ortsbegehung vorbei. Dort sahen sie die Spielgeräte und erfuhren von der Absprache zwischen der Pächterin und der Kita. Die Pächterin sei abgemahnt worden, weil eine „Nutzung durch Dritte“ nicht statthaft sei, so Reinhard Schramm, Vorsitzender des Bezirksverbands der Kleingärtner Tempelhof. Dazu kommt: „Eine kleingärtnerische Nutzung im Garten fand nicht statt. Sanitäre Anlagen sind nicht vorhanden“, so Schramm. Deshalb wurde die Räumung der Spielgeräte und des Gartens verlangt. Auch eine direkte Verpachtung an Lillebror sei nicht möglich, das ließen die rechtlichen Vorgaben nicht zu. So sieht es auch der Landesverband. „Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass der Bezirksverband Tempelhof etwa Vorbehalte gegen eine Kita hätte“, betont Reinhard Schramm.
Martina Zander-Rade findet diese Haltung alles andere als zeitgemäß. Sie wünscht sich ein Aufeinander-Zugehen statt eines bloßen Pochens auf Recht und Ordnung. Die Kita sei durchaus bereit, alles zu tun, Vorgaben zu erfüllen und zum Beispiel auch Gemüse anzubauen. Die strengen Regeln in den Kleingartenanlagen hätten früher – im Berlin der Nachkriegszeit und in der Mauer-Ära – durchaus Sinn ergeben.
„Aber heute in unserer verdichteten Stadt ist das sowas von gestern“, sagt Zander-Rade. Sie wünsche sich einen neuen Vertrag mit der Kita und damit eine Legalisierung. Alles andere wäre „total schade“. Inzwischen habe sie sich mit dem Anliegen bereits an Abgeordnetenhaus gewandt. „Die Politik muss mit der Zeit gehen und auch bereit sein, Gesetze zu modifizieren.“
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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