Bezirksverordnete protestieren
Schwimmbad-Neubau am Ankogelweg abgesagt
Es ist eine herbe Enttäuschung: Wie es aussieht, wird im Ankogelweg 95 kein Multifunktionsbad gebaut, zumindest aber ist das Vorhaben auf Eis gelegt. Der Grund: Es mangelt an Geld.
Ursprünglich hatten die Berliner Bäderbetriebe (BBB) geplant, zwei neue Bäder mit mehreren 50-Meter-Bahnen, Sprungbecken, Saunen und einem Spaßbereich zu bauen, und zwar in Mariendorf und in Pankow. Doch am 11. März teilten die BBB dem Sportausschuss des Abgeordnetenhauses mit, das Geld aus dem Siwana-Fonds (Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds) reiche nur für eines der Projekte.
„Letzten Aussagen zufolge standen 85 Millionen Euro zur Verfügung. Aufgrund der Entwicklung der Baukosten ist absehbar, dass davon keine zwei Bäder errichtet werden können“, erklärt BBB-Sprecherin Claudia Blankennagel. Die Bäderbetriebe hätten sich daraufhin für den Standort Pankow ausgesprochen. Grundlage dafür seien Entwicklungsprognosen und Bedarfsanalysen gewesen. „Die Entscheidung, wofür die Siwana-Mittel verwendet werden sollen, liegt aber beim Parlament“, betont Blankennagel. Ob es möglich ist, andere Haushaltsmittel für ein neues Bad in Mariendorf zur Verfügung zu stellen, sei ebenfalls eine politische Frage, die nur das Abgeordnetenhaus beantworten könne. Die Tempelhof-Schöneberger Bezirksverordneten haben schnell reagiert. Bei ihrer jüngsten Sitzung am 16. März stimmten sie für einen Dringlichkeitsantrag der CDU. Sie fordern darin das Bezirksamt auf, sich bei der Senatssportverwaltung, den BBB und dem Abgeordnetenhaus für den Bau des Bades einzusetzen. Das notwendige Geld solle bei den anstehenden Haushaltsberatungen auf Landesebene bereitgestellt werden.
„Die Wasserflächen im Süden des Bezirks sind grundsätzlich knapp und das Kombibad am Ankogelweg ist mehr als sanierungsbedürftig. Mittelfristig droht hier ein Totalausfall“, so Antragsteller Alexander Schie (CDU). Bürger, Vereine und Schulen hätten sich auf die Zusage der BBB verlassen.
Auch Sportstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU) zeigt sich irritiert von der plötzlichen Absage. Bezirksamt und Bäderbetriebe hätten sich bereits seit geraumer Zeit gemeinsam mit der Erstellung des Planungsrechts beschäftigt. „Die finanziellen Schwierigkeiten waren offiziell kein Thema“, sagt er. Dass Pankow nun allein den Zuschlag bekommen solle, weil es ein wachsender Bezirk sei, reiche ihm als Begründung nicht.
„Das Bad in Mariendorf ist das einzige in dem großen Einzugsgebiet Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade. Immer mehr Familien mit kleinen Kindern ziehen in den Süden“, so der Stadtrat. Sport und besonders der Schwimmunterricht für Grundschulkinder seien enorm wichtig. Auch viele Vereine nutzen das Bad und bräuchten Trainingszeiten.
Claudia Blankennagel versichert, die BBB würden den Betrieb des 46 Jahre alten Bades sichern und für Instandhaltung sorgen. „Hier werden wir den Betreiber beim Wort nehmen. Außerdem müssen während der Sanierungsphase die Schwimmkurse für Kinder im Kombibad Gropiusstadt oder einem anderen Ausweichbad gewährleistet sein“, so Tobias Dollase.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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