Rattenplage auf dem Planeten-Spielplatz
"Der Zustand hier verschlechtert sich von Jahr zu Jahr" – eine Anwohnerin schlägt Alarm
Marianne Schäfer liebt alle Tiere, aber die Zustände auf dem Planeten-Spielplatz an der Ecke Mariendorfer Damm und Prühßstraße will sie nicht weiter hinnehmen. Hier wimmelt es von Ratten. Und das ist nicht das Einzige, was sie nervt.
Es ist ein milder Herbsttag um 17 Uhr. Auf einer Bank stehen vier Knirpse und spähen über den Zaun. Aufgeregt halten sie Ausschau nach Ratten. Schnell haben sie zwei, drei, vier, fünf im Gebüsch entdeckt. Kaum sind die Kinder in Richtung Sandfläche verschwunden, werden die Tiere mutiger, kriechen unter den Gitterstäben hindurch und wuseln über die Spielplatzwege. Vor Kurzem habe sie mit ihren Enkeln dort gesessen, Kuchen gegessen und dabei ein wenig gekrümelt, erzählt Schäfer. „Als ich nach unten schaute, liefen mir ein halbes Dutzend Ratten über die Schuhe.“ Sie ist sicher, dass die Nager nachts den ganzen Platz bevölkern und im Sand ihren Kot hinterlassen.
Die Plage ist im Bezirksamt bekannt. Es habe deshalb am 8. Oktober „Maßnahmen gegen den Rattenbefall beauftragt“, teilt die zuständige Stadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) mit. An diesem Nachmittag, zwei Wochen später, hat sich augenscheinlich noch nichts getan. Die Tiere würden oft von Essenresten angelockt, die Kinder und Erwachsene hinterlassen, so Ellenbeck weiter. Das Füttern von Enten und Vögeln verstärke das Problem noch. Tatsächlich grenzt der Mariendorfer Spielplatz direkt an den Blümelteich, auf der anderen Seite liegt ein Dönerladen, vom U-Bahn-Schacht steigt Wärme auf – ein wahres Paradies für Ratten. Trotzdem ist der Platz immer gut besucht. Das habe seinen Grund, denn er sei einer der ganz wenigen in der Gegend, der für ältere Kinder im Schulalter geeignet ist, sagt Marianne Schäfer. Umso wichtiger, ihn in Ordnung zu halten.
Aber sie erlebt genau das Gegenteil, und das betrifft nicht nur die Ratten. „Der Zustand des Spielplatzes verschlechtert sich von Jahr zu Jahr“, kritisiert Schäfer. Sie zählt auf: Eine Globuskugel, in der die Kinder sitzen konnten, wurde abgebaut. Eine beliebte Drehscheibe ist seit vielen Monaten abgesperrt und nicht bespielbar. An einer Drehstange wurde der Aufstieg entfernt, sodass die Mädchen und Jungen sich nicht mehr in den oberen Bereich hängen können. Der Sand ist verdreckt. Und ein riesiger „Steinklops“ ist so glatt, dass es fast unmöglich ist, ihn ohne Hilfe zu erklimmen. „Ein Seil könnte helfen“, kommentiert Schäfer. Stadträtin Ellenbeck teilt mit, die Globuskugel habe sich wegen eines Defekts am Kugellager nicht mehr gedreht. Eine Reparatur sei schwierig, weil das Gerät schon älter sei und Ersatzteile fehlten. Ein Ersatz für die eingezäunte Drehscheibe sei hingegen bestellt, doch die Lieferzeit betrage mehrere Monate. Die Reinigung des Sandes könne in der nächsten Saison, nach dem Austausch der Spielgeräte, eingeplant werden. Marianne Schäfer fragt sich, warum die Spielplatzbesucher über all das nicht informiert worden sind, ein kleiner Aushang hätte gereicht.
Eine gute Nachricht zuletzt: Derzeit wird ein anderer Spielplatz an der Prühßstraße saniert. Mehr als zwei bis drei Anlagen pro Jahr könnten wegen der Personal- und Finanzlage aber nicht auf Vordermann gebracht werden, so Ellenbeck. „Ich kann nicht glauben, dass an Kindern in diesem Bezirk so gespart werden muss, dass sie in Dreck, unter Rattenbefall und ohne Spielgeräte aufwachsen müssen“, sagt Marianne Schäfer.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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