Kinder lernen mit Hilfe der Polizei richtiges Verhalten im Straßenverkehr
Neongelbe Warnweste und Schutzhelm sind neben dem Fahrrad die zwei wichtigsten Utensilien in der Jugendverkehrsschule Friedenstraße. Knapp 60 Schulklassen aus dem Bezirk lernen dort pro Schuljahr das Fahren nach den Verkehrsregeln. Am Ende winkt nach bestandener Prüfung der Radfahrschein.
Die Verkehrs- und Mobilitätserziehung ist in der Grundschulverordnung festgelegt. Über Theorie- und Praxisunterricht lernen die Schüler von Lehrern und Verkehrspolizisten, wie sie sich korrekt zu verhalten haben. In der vierten Klasse absolvieren sie am Ende des Schuljahrs eine Radfahrprüfung. Vorher gibt es Gefahrenlehre-Termine und Übungsstunden. Ein Parcours mit Ampeln, Verkehrsschildern, Rad- und Fußgängerwegen simuliert den echten Straßenverkehr.
Eine wichtige Lektion lernen die Kinder gleich am Anfang. „Wir sagen ihnen immer, dass sie mit den Fehlern von anderen rechnen müssen“, erzählt Polizistin Anja Trappe. 20 Jahre lang war sie im Funkwageneinsatzdienst und im Arbeitsgebiet Integration und Migration tätig, führte unter anderem Bordellkontrollen durch und kümmerte sich um illegale Einwanderung. Seit knapp vier Jahren arbeitet sie als Verkehrssicherheitsberaterin, weil ihr der Kontakt zu den Kindern große Freude bereitet. „Wenn sie einen grüßen, dann geht einem das Herz auf“, sagt Trappe, deren 16-jährige Tochter ihre Prüfung vor einigen Jahren auch in der Friedenstraße absolviert hat.
Die Verkehrsschule dort gibt es bereits seit den Achtzigern. Verkehrssicherheitsberater Robert Ziegelmann zufolge ist sie die einzige in Berlin, die sich auf einem Schulgelände, dem der Rudolf-Hildebrand-Grunschule, befindet. 2017 haben 1325 Schüler dort an der Radfahrprüfung teilgenommen, nicht wenige scheitern jedoch. „Das Fahrrad zu beherrschen, den Sicherheitsblick anzuwenden, alle Richtungen abzuchecken, sich an der Kreuzung korrekt zu verhalten und alle Verkehrsregeln zu beachten – wenn das die Hälfte hinbekommt, dann ist das viel“, so Ziegelmann. Er ist Experte, denn er arbeitet seit 18 Jahren im Bereich Verkehrssicherheit. Wie seine Kollegin Anja Trappe hatte er zuvor 20 Jahre etwas ganz anderes gemacht. In einer Hundertschaft war er bei Demonstrationen, Fußballspielen und anderen Großveranstaltungen im Einsatz, bevor er sich für die neue Tätigkeit entschied.
Als Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder ist auch er gerne für die Kinder da, antwortet ausführlich und geduldig auf ihre Fragen. Oftmals haben die jedoch gar nicht mit den Verkehrsregeln zu tun. „Wo sind denn die Knarre und die Handfesseln?“, wollen die Kinder laut Ziegelmann am häufigsten wissen.
Die Fahrfähigkeiten seien sehr schwankend, beobachten Trappe und Ziegelmann. Manche Viertklässler würden sogar noch mit den Füßen stoppen, weil sie die Bremse nicht richtig bedienen könnten. Auch beim Wissen über die Verkehrsschilder sei die Spanne groß. Der Trick sei, den Kindern zum Lernen Eselsbrücken an die Hand zu geben. So wird das Vorfahrtschild zur Rakete und die Vorfahrtstraße zum Spiegelei. Ein vielverwendeter Spruch ist außerdem: „Rund und rot ist ein Verbot.“ Das, so berichtet Anja Trappe, können sich die Kinder immer merken.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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