Leben mit dem Lärm
Kosleckweg mit Kopfsteinpflaster ist zur vielbefahrenen Straße mutiert
Der Kosleckweg ist eine kleine Wohnstraße in Mariendorf. Etwa 200 Meter ist sie lang und trotz Kopfsteinpflaster ist es dort normalerweise ziemlich ruhig. Davon kann jedoch schon lange keine Rede mehr sein. Seit auf der Eisenacher Straße gebaut wird, ist sie zur vielgenutzten Umfahrungsstrecke geworden.
Was sich dort seit Monaten abspielt, bringt Michael Milz (59) mächtig auf die Palme. Der Anwohner schildert, wie sich sein Leben und das seiner Frau durch die Situation verändert hat. Schlafen bei geöffnetem Fenster ist für sie nicht mehr möglich. Im Sommer auf dem Balkon zu sitzen und zu frühstücken, bringt keine Entspannung. Von 5 Uhr bis kurz vor Mitternacht scheppert es immer. „Eine Nachbarin hat erzählt, dass bei ihr das Babyfon durch die Erschütterungen ausgelöst wird“, berichtet er.
Weil die Eisenacher Straße in östlicher Richtung gesperrt ist, fahren nicht nur viele PKW, sondern auch Lkw durch den kleinen Kosleckweg, der sie vom Mariendorfer Damm kommend zur Rixdorfer Straße bringt. „Die kacheln nachts hier durch, weil sie an der Ecke zur Eisenacher noch bei Grün über die Ampel wollen“, hat Milz beobachtet. Auch die Buslinie 282 in Richtung Dardanellenweg, die sonst durch die Eisenacher Straße verläuft, führt seit Juni 2018 über die Kopfsteinpflaster-Passage. Eigentlich, so steht auf dem provisorischen Haltestellenschild, sollte dies nur zirka drei Monate dauern. Inzwischen sind es fast neun Monate.
„Die Berliner Wasserbetriebe arbeiten an Schmutz- und Regenwasserleitungen in der Fahrbahn, die aufgrund der Lage der Baustellen eine Einbahnstraßenregelung auf der Eisenacher Straße in Richtung Westen erfordern“, erklärt das Straßenamt. Angeordnet wurde die Maßnahme von der Verkehrslenkung Berlin. „Es ist eine Umleitung über die Ullsteinstraße ausgewiesen. Laut Auskunft der Wasserbetriebe ist mit einem Ende der Bauarbeiten nicht vor August zu rechnen.“ Michael Milz hat für die Umleitung Verständnis, doch der tägliche Lärm über diesen langen Zeitraum macht ihm und vielen anderen Anwohnern zu schaffen.
Was ihn besonders ärgert, ist das Verhalten der Verwaltung. Erstmals im August 2017 – schon damals gab es eine Umleitung durch den Kosleckweg – hat er an das Bezirksamt geschrieben. Weitere Schreiben folgten im Juli und Oktober 2018. Die Unterlagen hat er in einer Mappe abgeheftet. Bis auf eine Eingangsbestätigung auf seine E-Mail, die er zuletzt im Dezember verfasste, habe er jedoch nie eine Antwort bekommen. Er war deshalb sogar schon so weit, aus Protest Unterschriften von seinen Nachbarn zu sammeln. Inzwischen hat er auf Nachhaken der Berliner Woche nun doch Post bekommen. „Der Fachbereich Straßen bittet um Entschuldigung, dass die Beantwortung so verzögert erfolgt. Dies liegt an der angespannten Personalsituation, sodass sich der Bereich auf seine gesetzlichen Aufgaben der Verkehrssicherungspflicht konzentrieren musste“, teilt Sprecherin Birke Preußler mit. Der Vorschlag des Anwohners, den Lärm durch einen temporären Asphaltüberzug zu reduzieren, sei jedoch so oder so nicht umsetzbar.
Demnach würde eine Asphaltierung aufgrund fehlender Straßenabläufe und Regenwasserleitungen im Kosleckweg zu einer Oberflächenversiegelung führen. Große Pfützen wären die Folge. Ändern wird sich somit kaum etwas. „Nach Beendigung der Baustelle der Wasserbetriebe hoffen wir, dass sich die Verkehrssituation beruhigen wird“, so das Straßenamt. Bezüglich der Umleitungsstrecke wolle die zuständige Stadträtin Christiane Heiß aber bei der Verkehrslenkung nachfragen, „ob kurzfristig noch eine Optimierung zu erreichen wäre“.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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