Passende Motive für den Atemschutz
Inga und Bastian Schindler spüren in ihrem Stoffladen eine große Nachfrage
Seit Wochen muss jeder beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske tragen. Viele Menschen greifen auf den einfachen hellblauen Mund-Nasen-Schutz zurück. Während dieser jedoch eher an den OP-Saal erinnert, schmücken mittlerweile immer mehr bunte Baumwollmasken die Gesichter.
Der Wunsch nach einem individuellen Motiv scheint groß zu sein, denn noch kann niemand absehen, wie lange uns die Maskenpflicht begleiten wird. 2020 könnte das Geburtsjahr eines neuen Modeaccessoires sein. „Ich fürchte auch, dass sich die Maske durchsetzen wird“, meint Inga Schindler (42). Die Chefin des Stoffladens „Rotznasen & Zuckerschnuten“ kann sich gut vorstellen, dass der Atemschutz irgendwann genauso zur Normalität gehört wie der Fahrradhelm. Für sie ist das keine schöne Vorstellung, wenn sie ihre Kunden dauerhaft nur noch vermummt in ihrem Geschäft empfangen darf. Dennoch profitiert sie derzeit von der großen Nachfrage.
Einfarbig oder quietschbunt, mit Berliner Sehenswürdigkeiten, Tieren, Blättern, Punkten und Sternen, Fußbällen oder Comicfiguren. Wer durch die Reihen geht, sieht unzählige Motive. Wie viele verschiedene Muster sie im Angebot haben, wissen Inga und ihr Mann Bastian Schindler (41) nicht einmal selbst. 5000 seien es mindestens, schätzen sie. Alle Stoffe haben sie selbst ausgesucht. Sie stammen aus Holland, Skandinavien, Spanien und der Türkei. Auch japanische und amerikanische Stoffe haben sie sich liefern lassen. „Bei den Kindern sind aktuell besonders die Minions und wieder einmal Micky Maus angesagt“, berichtet die Inhaberin. Einer ihrer Söhne trage eine Maske mit Legosteinen darauf, die im Licht ihre Farbe verändern. Sie selbst habe sich für eine Maske mit Scheren und Nadeln als Motiv entschieden.
In Elternzeit wird das Nähen interessant
2012 haben Inga und Bastian Schindler „Rotznasen & Zuckerschnuten“ gegründet. Der Name ist aus einer Laune heraus entstanden, weil das Paar damals anfing, Kinderstoffe übers Internet anzubieten. Die beiden Informatiker programmierten einen Onlineshop und bezogen eine Souterrain-Wohnung in der Rathausstraße. Ihre Jobs gaben sie auf. Bastian Schindler hatte zuvor für ein Unternehmen gearbeitet, das unter anderem die Parkautomaten in Dubai programmierte. Einen eigenen Laden zu eröffnen, hatten sie eigentlich gar nicht vor. Weil die Nachfrage jedoch so groß wurde, änderten sie vor etwa fünf Jahren ihre Meinung. Seitdem sind sie in einem Innenhof in der Großbeerenstraße 169-171 anzutreffen. Bis auf die Unterstützung von zwei Minijobbern macht das Paar alles selbst, inklusive Buchhaltung und Vertrieb. Ihre Kunden sind meist junge Mütter in Elternzeit, die Nähen als Hobby entdecken.
Obwohl sie ihr Geschäft wieder öffnen dürften, haben sich Inga und Bastian Schindler dagegen entschieden. Grund sind ihre beiden Söhne, zehn und elf Jahre alt, die noch nicht wieder regelmäßig in die Schule gehen dürfen. Für sie muss Inga Schindler seit Wochen als Aushilfslehrerin einspringen. „Ich habe gerade den Nominativ erklären müssen“, sagt sie bei unserem Besuch. Den Betrieb da wie gewohnt am Laufen zu halten, sei für ein Familienunternehmen wie ihres einfach nicht möglich. Wer jedoch über den Onlineshop bestellte Waren abholen möchte, kann zu bestimmten Zeiten vorbeikommen.
Kurse sehr gefragt
Die Nähkurse, die normalerweise stattfinden, fallen derzeit aus. Vor der Corona-Krise seien ihre Stoffe vor allem für Mützchen, Lätzchen, Höschen und Babydecken gefragt gewesen. Nun habe sich die Nachfrage verändert. In der aktuellen Situation würden viele Menschen zu Hause an der Nähmaschine sitzen und Masken anfertigen. „Wir werden häufiger gefragt, ob wir selbst welche machen, sind aber zeitlich dazu nicht in der Lage. Gern verweisen wir dann an unsere Kunden, die Masken nähen“, erzählt Inga Schindler. Sie könne sich allerdings vorstellen, bald einen Kurs dazu anzubieten. Weitere Infos unter https://shop.rotzschnuten.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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