„Wir reden nicht nur, sondern gehen es an“
Netzwerk Großbeerenstraße ist zehn Jahre alt
Gut zehn Jahre ist es her, da hatten der damalige Bürgermeister Ekkehard Band (SPD) und die Wirtschaftsförderung des Bezirks eine Idee. Warum sollten sich die Unternehmen im zweitgrößten Gewerbe- und Industriegebiet Berlins für eine bessere Zusammenarbeit nicht einfach zusammenschließen? Heute kann das Netzwerk Großbeerenstraße auf viele Erfolge zurückblicken.
Mit damals 18 Unternehmen gestartet, ist das Netzwerk auf heute 60 angewachsen. „Viele Unternehmen sind vor allem Mitglied geworden, weil sie sich engagieren wollen und das bei uns möglich ist“, sagt Vorstandsmitglied René Mühlroth. Er ist seit Anfang an dabei und stolz darauf, dass das Netzwerk ein sehr aktives ist. „Wir haben keine Karteileichen. Alle bringen sich ein.“ Mitgliedsanträge von Unternehmen, denen es ausschließlich ums Kaufen und Verkaufen gehe, werden abgelehnt. „Unser größter Erfolg ist, dass wir das Netzwerk nutzen, um gemeinsam handlungsorientiert Lösungen für unsere Herausforderungen nachhaltig umzusetzen. Wir gehen es an und reden nicht nur“, betont Mühlroth.
Ihm selbst ist besonders wichtig, dass im Gewerbegebiet viel im Bereich Integration unternommen wird. Als 2015 ganz Deutschland über die Flüchtlingskrise sprach, gründete das Netzwerk Großbeerenstraße einen Arbeitskreis, um Perspektiven für geflüchtete Menschen zu entwickeln. „Natürlich hätten wir damals auch Seifen, Decken und andere Dinge sammeln können. Wir haben uns aber gefragt: Was können wir beitragen, was andere nicht auch machen können?“, blickt Mühlroth zurück. Die Antwort lautete, adäquate Arbeitsplätze zu bieten. Von 100 Geflüchteten werden im Netzwerk 30 vermittelt. Eine Quote, die in Zukunft noch ausgebaut werden soll. „Wir wollen ab 2019 pro Jahr 50 Geflüchtete in Arbeit bringen.“ In einem Workshop habe man sich bereits über die nächsten Jahre ausführlich Gedanken gemacht. Laut Mühlroth spielten dabei die Themen Rechtsruck und Rechtspopulismus, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit eine große Rolle.
Gegen Diskriminierung einzutreten, gehöre zur DNA des Netzwerks. So wurden als Kooperationspartner für die Zukunft die „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin“ und „Berlin gegen Nazis“ gewonnen. Gemeinsam sollen neue Formate und Aktionsformen für die Belegschaft entwickelt und in die Unternehmen getragen werden. Außerdem soll mit der „Jungen Europäischen Bewegung“ ein europaweiter Austausch von Auszubildenden organisiert werden. René Mühlroth zufolge werden die Azubis im Ausland andere Arbeits- und Produktionsweisen, aber auch andere Kulturen kennenlernen. Auf diese Weise soll die Ausbildungsqualität Stück für Stück erhöht werden, um junge Azubis davon zu überzeugen, nach Mariendorf zu kommen. Darüber hinaus sei eine „große Weiterbildungsoffensive“ geplant, um dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel wirksam entgegenzuwirken.
René Mühlroth ist überzeugt: „Wenn man etwas bewegen will zwischen Unternehmen und Politik, ist ein Netzwerk enorm wichtig.“ Für die Unternehmen rund um die Großbeerenstraße habe der Zusammenschluss seit 2008 viele Vorteile gebracht. Egal, in welcher Branche ein Unternehmen tätig ist, sei ein Austausch über Fragen der Personalführung, Finanzierung, Energie und Umwelt, Produkten und Dienstleistungen immer eine Chance. Gemeinsam sei es immer leichter, Fördermittel zu bekommen, Personal zu rekrutieren und in öffentlichen Diskussionen wahrgenommen zu werden. Wer René Mühlroth erzählen hört, spürt schnell, dass es im Netzwerk Großbeerenstraße auch in den nächsten zehn Jahren keinen Stillstand geben wird.
Informationen im Netz sind zu finden unter www.netzwerk-grossbeerenstrasse.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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