Neues Wohnheim für Geflüchtete eröffnet: Bürogebäude in der Lankwitzer Straße wurde renoviert
Junge Geschäftsleute gibt es viele in Berlin und meist sind sie in der Start-Up-Szene zu finden. Hanno Laskowski (33) und Seyed Khatoun (37) sind anders. Sie haben als Selbstständige ihr Geld in eine neue Unterkunft für wohnungslose Geflüchtete investiert.
Dafür haben sie ein leerstehendes Bürogebäude in der Lankwitzer Straße 38 unweit vom U-Bahnhof Alt-Mariendorf auf Vordermann gebracht. Brandschutz, Alarmanlage, Vinylböden – alles musste neu gemacht werden. Die Arbeiten begannen im Oktober 2017. Mitte August konnten die ersten Geflüchteten einziehen. Auf sechs Etagen ist Platz für insgesamt 194 Menschen. Es gibt Zimmer für eine bis vier Personen und zwölf Familienzimmer.
Neuankömmlinge bekommen eine Grundausstattung aus Handtüchern, Bettwäsche, Tellern und Töpfen sowie Hygiene- und Waschmitteln. Wertsachen können sie in einem Spind wegschließen. In Gemeinschaftsküchen hat jeder seine eigene Kochstelle zur Verfügung. Die Familienzimmer verfügen über eine eigene Küche und ein Bad und sind erweiterbar. Es gibt WLAN in jedem Zimmer und einige bieten einen weiten Blick über den Marienpark. „Ich hoffe, das wird geschätzt“, sagt Seyed Khatoun. Er und sein Geschäftspartner haben den eigenen Anspruch, bestmöglichen Komfort zu bieten. Dafür haben sie die komplette Einrichtung neu gekauft. Sogar an bequemere Matratzen haben sie gedacht und diese gegen die Standardware ausgetauscht.
Die Idee, eine eigene Unterkunft auf die Beine zu stellen, kam Khatoun und Laskowski 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. „Wir haben gesehen, dass die Unterbringung oft nicht menschenwürdig ist“, erläutert Hanno Laskowski. Der Weg bis zur Eröffnung war steinig, doch sie haben es geschafft und dafür ihre alten Jobs hinter sich gelassen. Für Seyed Khatoun ist es fast so, als schließe sich ein Kreis, denn auch er kam einst als Geflüchteter nach Deutschland. Als seine Eltern 1986 mit ihm vor dem Krieg im Iran flohen, war er erst sieben Jahre alt. „Wir haben damals drei Jahre in einem Heim in Zehlendorf gelebt, zu fünft in einem Zimmer. Einmal pro Woche haben wir einen Essenskorb bekommen. Es gab eine Gemeinschaftsküche. Die Toiletten waren draußen“, erinnert er sich. „Da lebten Afghanen, Iraner, Araber, Polen, alles zusammengewürfelt. Es gab oft Konflikte.“ Als Kind habe ihn die Situation nicht groß beschäftigt, doch für die Familie insgesamt seien die Bedingungen natürlich nicht besonders schön gewesen.
Mit Blick auf die neue Unterkunft sagt Khatoun: „Ich würde hier einziehen.“ Menschen, die zu ihnen kommen, sollen sich wohlfühlen. Das Wohnheim ist so neu, dass bei unserem Besuch der Geruch der frischen Renovierung noch wahrnehmbar ist. Im Erdgeschoss wird aktuell eine Waschküche eingerichtet. Daneben soll es bald ein komplett eingerichtetes Spielzimmer geben. Aktuell steht dort nur eine Kiste mit Spielzeug, die Khatoun von seinen beiden Kindern mitgebracht hat. Ein paar Etagen höher stapeln sich teilweise die Matratzen im Lager, weil noch längst nicht alle Zimmer besetzt sind. Das kann jedoch in einigen Wochen schon anders aussehen.
Sechs Mitarbeiter helfen beim Ausfüllen von Formularen und bei Behördengängen. „Ziel ist, dass die Menschen hier die Zeit der Eingliederung ins normale Leben überbrücken können, bis sie zum Beispiel einen Job und eine Wohnung gefunden haben. Das kann einen Tag oder auch Monate dauern“, erklärt Hanno Laskowski.
Infos unter http://www.fts-care.com/.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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