„Ein optischer Schandfleck“
Für die Brache in der Säntisstraße scheiterten bisher alle Pläne
Ein alter Metallzaun mit Zacken oben drauf, verriegelt mit einem rostigen Schloss, dahinter ein verwucherter Zugangsweg. Über dieses unansehnliche Bild ärgert sich Thomas G. seit Jahren. Der Anwohner aus der Brandaustraße wohnt keine hundert Meter Luftlinie von der Brache in der Säntisstraße entfernt. Früher befanden sich dort Kleingärten, heute steht ungepflegter Wildwuchs.
„Es ist eine richtige Müllkippe geworden mit Bauschutt, weil die Lauben damals nicht richtig abgetragen wurden, Dreck, Ratten und hohem Unkraut“, berichtet er von seinen Beobachtungen. Außerdem ist der Zaun, der das Gelände umgibt, an manchen Stellen löchrig. „Das erhöht weder die Sicherheit noch die Schönheit in der Straße. Ich komme da oft vorbei und muss sagen, es ist ein optischer Schandfleck für mich.“ Thomas G. hat die Berliner Woche gebeten, einmal nachzuforschen, warum sich an dieser Situation seit einer gefühlten Ewigkeit nichts verändert. Unverständlich ist für ihn vor allem, warum die Kleingärtner dort vor etwa fünf Jahren ihre Parzellen zügig räumen mussten, wogegen erfolglos demonstriert wurde, und auf der Fläche danach nichts mehr passierte. „Ich kannte einige Laubenpieper dort. Die waren sehr traurig“, sagt er.
Pläne werden nicht umgesetzt
Auf Google Earth lässt sich erkennen, dass etwa ein Viertel der ursprünglichen Kleingartenkolonie in der Säntisstraße abgerissen wurde. Östlich davon befindet sich ein Gewerbegebiet. Auch die einstige Koloniefläche und heutige Brache ist eigentlich seit Jahrzehnten für Gewerbe vorgesehen. Um eine Eisenbahnfläche habe es sich dagegen nie gehandelt – obwohl ein Zubringergleis zu einem früher dahinterliegenden Arbeitslager während des Zweiten Weltkrieges existiert. Zu diesem Ergebnis kam das Eisenbahnbundesamt bei seinen Ermittlungen. Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) erklärte im März 2017, dass das Areal als Gewerbe- und Industriefläche erhalten werden solle. Auf unsere aktuelle Nachfrage beim Bezirk lässt das Stadtentwicklungsamt mitteilen, dass in den Jahren 2001 bis 2014 diverse Bauanträge für das private Grundstück Säntisstraße 95–125 gestellt worden sind.
„Hierbei handelte es sich um Anträge für Lagerplätze für Baustoffhandel, Containerservice inklusive Bürogebäude, Einzelhandel (klein- und großflächig) sowie ein Logistikzentrum. Die Anträge konnten zum Teil genehmigt werden, zum Teil mussten sie versagt werden, da die Art der Nutzung in dem betreffenden Gebiet nicht genehmigungsfähig war.“
Hoffnung für die Zukunft
Dem früheren CDU-Bezirksverordneten Peter Rimmler zufolge, der im Mai 2016 einen Antrag zur Entwicklung der Brache eingereicht hatte, hätten die „damaligen Pläne eines Investors zur Nutzung und Bebauung des Areals mit diversen Logistikanlagen“ zur Räumung des Geländes geführt. Offensichtlich war dies jedoch umsonst. „Warum letztlich keine der genehmigten Nutzungen umgesetzt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis“, heißt es dazu aus dem Stadtentwicklungsamt. Eine Baugenehmigung sei keine Bauverpflichtung.
Hoffnung, dass sich in Zukunft auf der Brache doch noch etwas tut, scheint es dennoch zu geben. Zumindest lässt folgende Formulierung des Amts diese Interpretation zu: „Wir hoffen sehr, dass mit dem im letzten Jahr erfolgten Eigentümerwechsel nun eine der Nachbarschaft und dem geltenden Planungsrecht folgende Nutzung und Standortentwicklung ermöglicht wird.“ Die Öffentlichkeit werde darüber informiert, sobald dem Bezirksamt entsprechend abgestimmte Planungen vorlägen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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