22 Mietparteien halten weiter die Stellung
Verbliebene Bewohner im Luckeweg protestieren gegen Abriss

Die verbliebenen Mieter im Luckeweg senden eine klare Botschaft. | Foto: Philipp Hartmann
  • Die verbliebenen Mieter im Luckeweg senden eine klare Botschaft.
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Ihr Schicksal scheint unabwendbar, doch so leicht wollen sie nicht Platz machen. Für das Bauprojekt „Marienfelder Vielfalt“ plant der Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick den Abriss eines Wohngebäudes im Luckeweg. Die Mieter müssten dafür raus, doch das wollen sie nicht akzeptieren.

Über das Bauvorhaben berichteten wir schon im April 2018. Ende August waren wir auf Einladung der Mieter erneut vor Ort. Auch die Bezirksverordneten Axel Seltz (SPD) sowie Martin Rutsch und Christine Scherzinger (Linke) machten sich ein Bild von der Situation. In den vergangenen anderthalb Jahren hat sich im Luckeweg rein optisch nichts verändert. Es scheint jedoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Abrissbirne anrückt. Wie Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne) mitgeteilt hat, wurde Anfang August das Verfahren zur Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans eingeleitet. Dieser betrifft die Grundstücke Hildburghauser Straße 17/19 A-C, Luckeweg 35/43 und 38 sowie eine Teilfläche des Grundstücks Luckeweg 31/33. Die Planung sieht den Neubau von 292 Wohnungen, einer Kita und einer Tiefgarage mit 274 Pkw- sowie 400 Fahrradstellplätzen vor.

Das viergeschossige Haus Luckeweg 31/37 soll dafür zugunsten eines sechs- bis achtstöckigen Neubaus weichen. „Eine Bau- und damit eine Abrissgenehmigung kann erst nach Abschluss des Bebauungsplanverfahrens erfolgen. Nach derzeitiger Einschätzung wird diese nicht vor 2021 erfolgen können“, teilt eine Sprecherin des BWV zu Köpenick mit. 26 der 48 Wohnungen stehen bereits leer, doch die übrigen Mieter stellen sich quer. Unter ihnen sind Bernd (75) und Marianne Herms (69), die seit 1972 im Luckeweg 33 wohnen und damit Erstmieter sind. Die Vorstellung, ihr Zuhause verlassen zu müssen, mache sie seelisch krank, erzählt sie. Die Zusicherung der Genossenschaft, für alle Mieter eine Ersatzwohnung in der Umgebung anbieten zu können, hat für das Paar bislang zu keinem Ergebnis geführt. „Wir haben uns sechs Wohnungen angesehen, zum Beispiel in der Hildburghauser Straße. Da passt aber unser Schrank nicht ins Schlafzimmer und das Wohnzimmer ist zu klein“, berichtet Marianne Herms. Passend sei keine der besichtigten Wohnungen gewesen. Weitere Angebote hätten sie daher inzwischen abgelehnt.

Auch Ekkehard (76) und Ingrid Zimmermann (70) beklagten nach einer Besichtigung im Lichterfelder Ring, dass die Wohnung für ihre Möbel viel zu klein gewesen ist. Außerdem wollen sie nicht in ein Hochhaus ziehen, weil dort alles so anonym sei. „Wir sind alle im Rentenalter und zusammengewachsen“ beschreibt Marianne Herms die Gemeinschaft im Luckeweg. Der BWV begründet den geplanten Abriss mit dem umfangreichen Sanierungsbedarf des Gebäudes. Dächer, Fassaden, Fenster, Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsanlagen, Treppenhäuser – überall müssten demnach umfangreiche Arbeiten durchgeführt werden. Die Miete würde sich monatlich um 3,87 Euro pro Quadratmeter erhöhen. „Dies ist weder für die Mieter, denen wir teil- bzw. vollsanierte Wohnungen zwischen 4,50 und 5,50 €/m² anbieten können, wirtschaftlich sinnvoll noch für die Genossenschaft“, so der BWV.

„Das ist ein hausgemachtes Problem“, meint Claus Geiler (67) aus dem Luckeweg 31. Ein Gutachter habe den Mietern vor zwei Jahren und auch kürzlich nochmals erklärt, eine Sanierung anstelle eines Abrisses zu empfehlen. Nur durch Verzögerungen seien die einzuplanenden Kosten inzwischen derart gestiegen, dass der BWV dies laut Geiler nun als Begründung für den Abriss nutze. „Die haben das absichtlich verschlampt“, wirft er der Genossenschaft vor. Als Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses möchte Axel Seltz (SPD) das Thema bei der nächsten Sitzung auf die Tagesordnung setzen. Mit Stadtrat Oltmann will er auch noch einmal darüber beraten, den BWV dazu anzuhören.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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