Sturz verhinderte Turnkarriere
Heute ist Pierre Massow glücklich als Trampolintrainer

Die Körperbeherrschung des früheren Turners ist nicht verloren gegangen. Zur Belohnung für den astreinen Handstand gibt's die weiche Landung im Schaumstoffbecken. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Die Körperbeherrschung des früheren Turners ist nicht verloren gegangen. Zur Belohnung für den astreinen Handstand gibt's die weiche Landung im Schaumstoffbecken.
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Der Lärmpegel ist hoch. Im Trampolinpark „Sprung.Raum“ in der Malteserstraße verausgaben sich rund 100 Kinder. Sie hüpfen munter umher auf den Sprungmatten. Die Trainer haben alle Hände voll zu tun. Mittendrin ist Schichtleiter Pierre Massow (28).

„Nicht rennen, Jungs“, ruft er im Vorbeigehen zwei Knirpsen zu. Währenddessen erklärt ein Kollege einer Kindergruppe die Sicherheitshinweise, damit niemand zu Schaden kommt. Jeden Morgen gleich nach Dienstbeginn – lange bevor die ersten Gäste kommen – begibt sich Massow auf seinen Rundgang durch die Halle. Er kontrolliert die Fangnetze und überprüft mit der Taschenlampe auf einem Rollbrett sitzend die Schrauben und Federn unterhalb der Sprungmatten. Sicherheit hat oberste Priorität.

Wer die Geschichte von Pierre Massow hört, kann erahnen, wie wichtig ihm dies auch persönlich ist. Dass im Sport ein Moment alles verändern kann, musste er am eigenen Leib erfahren. Pierre Massow war Kunstturner von klein an. Er trainierte hart und schaffte es, an vier Deutschen Meisterschaften teilzunehmen. Bei Lehrgängen mit dem Perspektivkader des Deutschen Turner-Bunds lernte er die Stars der Szene wie Fabian Hambüchen kennen. Über Jahre trainierte er auch mit Andreas Toba zusammen, der bundesweite Bekanntheit erlangte, als er bei den Olympischen Spielen 2016 trotz eines Kreuzbandrisses weiterturnte und der deutschen Mannschaft so die Qualifikation für das Team-Finale sicherte.

Pierre Massow wollte auch einer der besten Turner werden, doch als er 14 Jahre alt war, kam der Schock. An seinem Paradegerät, dem Reck, wagte er sich im Training an einen neuen Abgang. Die Übung misslang. Aus einer Höhe von fast vier Metern knallte er „kopfüber und kerzengerade“ in eine Schaumstoffgrube. Danach turnte er einfach weiter, doch eine MRT-Untersuchung ein Jahr später zeigte: Bruch eines Halswirbels. Es bedeutete das Aus.

Jeden Tag denke er darüber nach, ob auch er jetzt zur Weltspitze gehören würde, wenn ihm dieser Sturz nicht passiert wäre. Bedauern klingt jedoch anders. „Ich habe hier einen tollen Job und darf mit Kindern arbeiten“, sagt er. Das Trampolinspringen, für Turner höchstens eine nette Abwechslung im Trainingslager, wurde zu Massows neuem Hobby und zur Passion. „Wenn du teilweise bis zu acht Meter hoch springst, dann denkst du, du fliegst. Einfach Wahnsinn“, erzählt er begeistert. 2013 fing er beim TSV Rudow an, bestand die Prüfung für den Trainerschein und durfte fortan Anfänger anlernen.

Im März 2016 eröffnete der „Sprung.Raum“ in Marienfelde. Eine Freundin, die dort arbeitete, erzählte ihm davon. Pierre Massow kam, um selber ein bisschen zu springen. Das Bewegungstalent des einstigen Turners blieb dem Personal nicht verborgen. Ein Trainer fragte, ob er sich vorstellen könnte, Teil des Teams zu werden. Massow konnte. Seit Mai 2016 ist er dabei. Als Schichtleiter liegen seine Aufgaben jedoch mehr in der Organisation als beim Training. Sauberkeit und Sicherheit der Anlage, kleinere Reparaturen, Beschaffung von Ersatzteilen, solche Dinge. „Und ich bin Ansprechpartner für alle Mitarbeiter“, sagt er. Bis zu 50 Leute arbeiten im „Sprung.Raum“, unter ihnen mehr als 30 Trampolintrainer. Für Pierre Massow bietet sein Arbeitsplatz die Chance, dem Sport verbunden zu bleiben – ganz ohne schlimme Verletzungen. Infos unter www.sprungraum.de/berlin.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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