„Amerikaner sind sehr herzlich“
Stipendiatin Sabrina Lietz berichtet von ihrem Auslandsjahr
„Es war schon immer mein Traum, einmal in die USA zu gehen“, sagte Sabrina Lietz, als wir sie im vergangenen Juli im Haus ihrer Eltern in Marienfelde trafen. Ein paar Wochen später machte sich die Schülerin der Gustav-Heinemann-Oberschule auf den Weg. Seit acht Monaten lebt sie bei einer Gastfamilie. Ihre Erlebnisse teilte sie uns nun per E-Mail mit.
Seit ihrer Ankunft in der kleinen Gemeinde Schenevus, rund drei Autostunden von New York City entfernt, hat sie bereits neun Bundesstaaten bereist. „Große Highlights für mich waren Orlando und Disney World, New York City und Washington D.C.“, blickt Sabrina zurück. Durch ihr Stipendium des Parlamentarischen Patenschafts-Programms des Bundestags durfte sie im Dezember in Washington mit 150 anderen Stipendiaten die Senatoren ihres jeweiligen Staates im Kapitol treffen.
Doch nicht nur die vielen Reisen haben bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch das Leben in der Provinz, „anfangs eine richtige Herausforderung“, dürfte Sabrina nachhaltig geprägt haben. „Da gehörte natürlich zu Beginn auch ein großer Kulturschock dazu, als mein Gastvater das erste Mal ein Reh geschossen hatte, es kopfüber zwischen zwei Bäumen im Vorgarten hing und später drei Stunden lang durch den Fleischwolf gejagt wurde“, berichtet sie. Im Herbst habe außerdem jeden Sonnabend Holzhacken auf dem Plan gestanden. Manche Dinge, die sie sich vorher nie habe vorstellen können, seien inzwischen „total normal“ geworden. „Ich habe das Landleben richtig schätzen gelernt“, erklärt die Schülerin. „Generell leben die Menschen in meinem Dorf viel von ihren eigenen Ressourcen. Alles, von Auberginen bis Pfirsiche, wird im Garten angebaut.“
Sehr überrascht habe sie, wie gesund sich ihre Familie ernährt. „In unserem Haus kommt ausschließlich bio, glutenfrei und manchmal auch lactosefrei auf den Tisch. Es wird sehr penibel auf die Nahrungsstoffe geachtet, was hier in Amerika eine Seltenheit ist. Da kann ich wirklich von Glück reden. Wenn man aber doch mal außerhalb isst, ist das Essen immer sehr fettig und die Getränke sehr süß. In dieser Hinsicht stimmt das Vorurteil über Amerikaner echt, dass sie einfach alles ein bisschen ungesünder bevorzugen“, schreibt Sabrina. Beeindruckt hat sie der Alltag an ihrer Schule, die für Amerikaner generell eine große Bedeutung habe. So würden dort fast alle nach dem Unterricht noch Sport treiben.
Für sie selbst sind Sportarten, zu denen sie nie zuvor einen Zugang hatte, zu einem großen Teil ihres Lebens geworden. Angefangen habe sie im Cross-Country-Team, mit dem sie durch Wälder und über Berge gerannt sei. Danach spielte sie im Basketball- und nun im Softball-Team, nach eigener Aussage eine Art „Mädchen-Baseball“. Zu den Spielen würden nicht nur die Eltern, sondern auch ehemalige Schüler und andere Unterstützer kommen. „Die ganze Schule ist dort, malt Poster mit unseren Namen und Nummern versehen und singt die Schulhymne. Manchmal war ich so überwältigt, da unten zu stehen und dabei zu sein, dass mir fast die Tränen kamen.“
Sie reise mit der Erfahrung zurück, dass „Amerikaner sehr herzliche Menschen sind“. Am 14. Juni wird Sabrina Lietz in Berlin landen. „Da meine Gastfamilie und ich eine sehr gute Beziehung haben und sie auch für mich meine zweite Familie geworden sind, planen sie bereits einen Besuch in Berlin nächsten Sommer“, berichtet Sabrina, die selbst schon für einen weiteren USA-Besuch spart. Bis dahin werden sie über die sozialen Medien in Kontakt bleiben.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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