Sven und Ulrike Stutzky lernten sich 1990 kennen
Aber auch nach dem Fall der Mauer dauerte es dann noch ein Weilchen, bis sich die beiden schließlich über den Weg liefen, sich kennen- und lieben lernten und schließlich heirateten. In ihrer Erinnerung scheint der 9. November 1989 allerdings eher im Vorübergehen passiert.
Ulrike Stutzky, die damals 23 war und den Nachnamen Kunze trug, sagt, dass sie wie üblich brav studiert und die nun gewiss nicht alltäglichen tagespolitischen Umwälzungen "irgendwie von ganz weit weg, beziehungsweise wie von außen wahrgenommen" hätte. "Im Grunde völlig unbeteiligt." Sven Stutzky, Jahrgang 1970, hat noch bis zum 11. November gewartet, bis er sich das erste Mal "in den Westen" traute. Er war vorsichtig, weil er ein Jahr zuvor in jugendlichem Leichtsinn wegen Grenzverletzung aufgefallen und von der Stasi vernommen worden war. Aber als nach der Währungsunion gesamtdeutsch praktisch schon alles in Sack und Tüten war, setzte sich der frisch gebackene Werkzeugmachergeselle im Sommer auf sein Motorrad und düste der Freiheit quer durch Europa entgegen. So ganz frei war er allerdings noch nicht. Zwar nahm nun die deutsch-deutsche Geschichte ihren Wendezeitverlauf, aber Sven Stutzky musste im September 1990 noch bei der Nationalen Volksarmee (NVA) zum Wehrdienst antreten. Gut vier Wochen später war auch die NVA Geschichte und Soldat Stutzky musste sich am 3. Oktober 1990, seinem 20. Geburtstag und dem künftigen gesamtdeutschen Nationalfeiertag, umziehen und seinen Wehrdienst in der Bundeswehr zu Ende bringen.
Ulrike Stutzky erinnert sich vor allem an "kratziges NVA-Zeug" und das "etwas weichere Zeug" von der Bundeswehr. Zu dieser Zeit absolvierte sie ihr Geschichtsstudium mit Schwerpunkt Mittelalter, das sie mit einem Doktortitel krönte. Irgendwann in diesen Tagen liefen sich Ulrike, mittlerweile Dozentin an der Uni, und Sven, mittlerweile und bis heute bei BMW in Spandau beschäftigt, bei gemeinsamen Bekannten dann endlich über den Weg. Familie Stutzky lebt heute in Marienfelde und erinnert sich: "Natürlich stellte sich, obwohl wir viele Gemeinsamkeiten feststellten, sofort die obligatorische Frage: Ost und West oder umgedreht, geht das überhaupt?" Und wie das geht! Der lebende Beweis heißt Lennart und wird demnächst zwölf Jahre alt.
Übrigens: Anlässlich des historischen Jahrestags hat die promovierte Historikerin und momentane Hausfrau eine Ausstellung im Tempelhofer MedienPoint, Werderstraße 13, kuratiert und die Historie der deutsch-deutschen Unterhaltung von 1961 bis 1989 aufgearbeitet. Noch bis zum 9. November ist sie montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr zu besichtigen. Eintritt frei.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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