„Wir sind voll einsatzbereit“
Freiwillige Feuerwehren bleiben trotz Brandbrief entspannt

Am 29. Juni sorgte eine Mitteilung von Sascha Guzy, dem Vorsitzenden des Landesfeuerwehrverbands, für Aufsehen. Darin kritisiert er unter anderem den „massiv überalterten Fahrzeugbestand“ und bittet den Senat um Hilfe.

Wir fragten aus aktuellem Anlass bei den Freiwilligen Feuerwehren in Marienfelde und Lichtenrade nach. Das Ergebnis: im Berliner Süden ist die Lage derzeit noch entspannt. Nach Auskunft von Sören Marquardt, dem Wehrleiter der FFW Lichtenrade, sind alle dortigen Fahrzeuge „gut und funktionstüchtig“. Sein Kollege aus Marienfelde, Wehrleiter Jens Schneider, bleibt ebenfalls gelassen. „Unser Löschfahrzeug für den täglichen Einsatz ist derzeit beim TÜV. Wir haben aber ein adäquates Reservefahrzeug bekommen und sind voll einsatzbereit mit unserem Katastrophenschutzfahrzeug“, so Schneider. Katastrophenschutzfahrzeuge werden hauptsächlich zur Brandbekämpfung genutzt, besitzen im Gegensatz zu Löschfahrzeugen allerdings keinen Wassertank. Sie müssen an einen Hydranten angeschlossen werden. Laut Jens Schneider sei die Situation in Ordnung, könne sich jedoch jederzeit ändern. Die Gesamtsituation in Berlin beschreibt er zugleich als „absolut gruselig“ und „nicht hinnehmbar für uns alle“.

Wer die Ausführungen von Sascha Guzy liest, muss das Schlimmste befürchten. Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands sieht für die Berliner Feuerwehr mindestens 100 Millionen Euro Soforthilfe für neue Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge vonnöten. 80 Prozent der Fahrzeuge haben ihm zufolge ihre vorgesehene Nutzungsdauer von 14 Jahren erheblich überschritten. Diese seien unter anderem von Korrosionsschäden betroffen. Passende Ersatzteile seien nicht mehr verfügbar. „Die Situation gipfelt soweit, dass bei Ausfällen von Fahrzeugen der Berufsfeuerwehr Fahrzeuge bei Freiwilligen Feuerwehren abgezogen werden. Mehrere Freiwillige Feuerwehren mussten bereits ihren Dienst wegen dieser Pragmatik einstellen“, schreibt Guzy. Dies gefährde die Sicherheit der Stadt. „Ohne adäquate Fahrzeugtechnik wird Ehrenamt zerstört und Menschenleben riskiert!“, so Guzy, der für den Katastrophenschutz im Land Berlin die Situation als „mindestens gleichwertig dramatisch“ einschätzt.

„Wir retten Berlin – wer rettet die Feuerwehr?“, sendet er einen Hilferuf Richtung Senat.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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