Umzugsautos hatten es im Matsch schwer
Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der Großsiedlung in Marienfelde Süd

Blick auf die noch unbefestigte Waldsassener Straße im Jahr 1965 in Richtung Hildburghauser Straße. | Foto:  Battist
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  • Blick auf die noch unbefestigte Waldsassener Straße im Jahr 1965 in Richtung Hildburghauser Straße.
  • Foto: Battist
  • hochgeladen von Corina Niebuhr

Die Großsiedlung rund um die Waldsassener Straße und den Tirschenreuther Ring in Marienfelde Süd feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Eine neue Ausstellung dokumentiert jetzt die Entstehungsgeschichte und das Wohngefühl der ersten Mieterinnen und Mieter.

Als die Siedlung in den 60er- und 70er-Jahren entstand, herrschte in der Innenstadt immer noch eine große Wohnungsnot. Kriegsschäden waren dort weiter präsent, der Altbestand der Häuser vielerorts unbewohnbar oder in schlechtem Zustand. Dagegen wirkte die Neubausiedlung in Marienfelde Süd wie ein kleines Paradies. Die Wohnungen waren modern und der Blick von den Balkonen reichte weit über die Felder.

Schon in den frühen 1960er-Jahren hatten mehrere Wohnungsbauunternehmen damit begonnen, Ackerflächen in Marienfelde aufzukaufen. Die ersten Bagger im Gebiet wühlten sich Anfang der 60er-Jahre an der Hildburghauser Straße in die Erde. Dort baute man die Gebäude in Zeilenbauweise. Die heutige Großsiedlung entstand in der zweiten Bauphase nach den Entwürfen des Architekten Hans Bandel. Ende 1970 war es dann endlich soweit: Die ersten Paare konnten einziehen. Ohne Trauring hatten die Menschen keine Chance auf eine der begehrten Wohnungen. Beim Einzug standen die Auserwählten dann gleich vor der nächsten Hürde: Ihre Umzugswagen drohten im Matsch der unbefestigten Straßen stecken zu bleiben.

Zunächst gestaltete sich der Alltag in der Großsiedlung eher schwierig, denn es gab weder Einkaufsmöglichkeiten noch soziale Treffpunkte. Die Bewohnerschaft war bunt gemischt. Über die Jahre fanden viele Spätaussiedler aus dem Notaufnahmelager Marienfelde hier ein neues Zuhause. Alle mussten sich daran gewöhnen, dass am Ende der Waldsassener Straße sozusagen die Welt zu Ende war: Dort verlief die Grenze zur DDR. Wenn die US-Armee mit ihren Panzern hin und wieder durch die Siedlung fuhr, klirrte in den Schränken das Geschirr. Man gewöhnte sich daran. Viele Bewohnerinnen und Bewohner blieben bis heute.

Ihre Erinnerungen flossen in die Texte der Ausstellung mit ein. Einige steuerten sogar alte Fotos bei. Die meisten Aufnahmen auf den Schautafeln recherchierte und organisierte allerdings der Arbeitskreis Historisches Marienfelde. Auch die Degewo und der Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick halfen bei der Erstellung der Ausstellung mit. Umgesetzt und konzipiert hat die Schautafeln das Quartiersbüro W40 der AG SPAS im Auftrag des Bezirks Tempelhof-Schöneberg. Die wetterfesten Tafeln sind an der Fassade des Gewerbegebäudes an der Waldsassener Straße 42 befestigt und jederzeit zugänglich. Das Gebäude befindet sich auf Höhe der Endhaltestelle Waldsassener Straße der Buslinien M82 und M77.

Blick auf die noch unbefestigte Waldsassener Straße im Jahr 1965 in Richtung Hildburghauser Straße. | Foto:  Battist
Beate Miculcy und Maximilian Norrmann vom W40 Quartiersbüro erarbeiteten die Ausstellung maßgeblich mit. | Foto:  Corina Niebuhr
Autor:

Corina Niebuhr aus Kreuzberg

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