Kein Kind muss sich mehr ekeln
In der Kiepert-Grundschule wurden die Toiletten herausgeputzt

Antje Hammitsch-Mayer und Miriam Pakusch haben die Initiative ergriffen und an der Schule ihrer Kinder etwas zum Besseren verändert. | Foto:  Schilp
4Bilder
  • Antje Hammitsch-Mayer und Miriam Pakusch haben die Initiative ergriffen und an der Schule ihrer Kinder etwas zum Besseren verändert.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Mief, Schmutz, Schimmel, Löcher in den Wänden, fehlende Klodeckel: In den sechs Toiletten der Kiepert-Grundschule sah es noch vor einigen Monaten übel aus. Das hat sich inzwischen geändert, was vor allem zwei aktiven Müttern zu verdanken ist.

Eine von ihnen ist Antje Hammitsch-Mayer. Die Ärztin hatte sich im vergangenen Jahr als Sanitäterin bei einem Schullauf gemeldet und warf auch einen Blick in die Toilettenräume für die Kinder. Ihr war sofort klar: So konnte es nicht bleiben. Sie suchte andere Eltern, die helfen wollten. Die einzige, die sich meldete, war Miriam Pakusch. „Als mein Sohn in der ersten Klasse war, musste ich ihn dreimal wegen Bauchschmerzen abholen. Die Kinder kriegen Verstopfung, weil sie nicht auf die Toiletten wollen“, erzählt sie.

Die beiden Frauen packten die Sache an. Eine Toiletten-Arbeitsgemeinschaft mit zehn Kindern ab der vierten Klasse wurde gegründet, Gestaltungsideen auf der Internetseite der Schule gesammelt, ein Video gedreht, sogar ein Song geschrieben. Vor allem ging es aber daran, die Klos mithilfe von anderen Eltern, Spenden und finanzieller Unterstützung des Schulamts zu renovieren. Nun bieten sie auch etwas fürs Auge. Alle Türen und Wände sind mit bunten Motiven verziert. Die Kinder hatten sich für sechs Themen entschieden: Weltall, Dinos, Sport, Feen, Unterwasser und Himmel.

Pauline, Kim, Amelie und Laura im Waschraum, der mit Blumen verziert ist. Alle vier sind in der Toiletten-Arbeitsgemeinschaft aktiv. | Foto: Schilp
  • Pauline, Kim, Amelie und Laura im Waschraum, der mit Blumen verziert ist. Alle vier sind in der Toiletten-Arbeitsgemeinschaft aktiv.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Damit die Räume schön bleiben, müssen Regeln eingehalten werden, die auch in den einzelnen Klassen aushängen. Sie reichen vom Nicht-Bemalen der Wände bis zum Benutzen der Klobürste. Für die Jüngsten gibt es überdies bebilderte Tipps, zum Beispiel, nach Verrichtung des Geschäfts zu spülen. Die älteren AG-Kinder begleiten die Kleinen anfangs und erklären vor Ort, wie es funktioniert. In der Kita und vor allem zu Hause würden manche Mädchen und Jungen nicht gut genug auf den selbständigen Toilettengang vorbereitet, sagt Antje Hammitsch-Mayer. Da ginge dann schnell mal aus Versehen etwas daneben.

Das Engagement der Mütter hat bereits erste Früchte getragen. Beim bundesweiten Wettbewerb „Toiletten machen Schule“ der German Toilet Organisation ist die Kiepert-Grundschule in die Top 20 gekommen und wurde zum 1. Deutschen Toilettenkongress eingeladen. Recht gut fällt auch die Vandalismusbilanz aus. Seit dem Ende der Renovierung im Sommer sei eine einzige Trennwand zwischen zwei Pissoirs eingetreten worden, so Miriam Pakusch. „Auch der Hausmeister ist überrascht, dass so wenig passiert.“

Fußballe durchstoßen scheinbar die Türen, das Wandbild zeigt stürmende Kicker: Die Sport-Toilette gefällt den Kindern am besten. | Foto: Schilp
  • Fußballe durchstoßen scheinbar die Türen, das Wandbild zeigt stürmende Kicker: Die Sport-Toilette gefällt den Kindern am besten.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

„Eine liebevolle Gestaltung sorgt dafür, dass sich die Kinder wertgeschätzt fühlen“, meint Hammitsch-Mayer. Dennoch heiße es, am Ball zu bleiben. Es gebe zwar regelmäßige Toilettendienste der AG-Kinder, aber es müsse sich auch ein Erwachsener zuständig fühlen, sei es ein Elternteil oder – noch besser – ein Lehrer oder eine Lehrerin. Deshalb wird dringend ein/e „Toilettenbeauftragte/r“ gesucht. Weiteres Problem: Es riecht nach wie vor nicht gut in den Räumen. Das liegt vor allem an den alten, defekten und schiefen Fliesen aus den 1960er-Jahren. Da muss eine Fachkraft ran. Falls jemand helfen möchte, kann er sich unter ¿0173  581 02 38 oder antje.hammitsch@web.de melden.

Übrigens war am 19. November Welttoilettentag, der auch in der Kiepert-Schule gefeiert wurde – mit Quiz und Wahl des schönsten Klos. Das Rennen machte die Sporttoilette.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.472× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.105× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.463× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.365× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.