Botschafter auf vier Pfoten: Wildschwein „Borst“ liebt Bananen

Mit einem Happs ist alles weg. | Foto: Philipp Hartmann
5Bilder
  • Mit einem Happs ist alles weg.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

„Ich glaube, dass er denkt, er ist ein Hund“, sagt Natur-Ranger Björn Lindner, während hinter ihm ein Wildschwein vergnügt durchs Gehege flitzt und mit den Vorderbeinen auf den Zaun springt. „Borst vom Forst“ ist sein Name. Der Keiler wurde in der Naturwacht von Hand aufgezogen und hat sich zum Publikumsliebling entwickelt.

Im Frühjahr 2017 nahm Lindner gerade an einem Wirtschaftstreffen im Rathaus teil, als er plötzlich einen Anruf der Polizei erhielt. Im Industriegebiet Motzener Straße waren Wildschweine gesichtet worden. Als Wild-Experte machte sich der Ranger auf den Weg zum Firmengelände. „Eine Bache hatte dort ihre Frischlinge zur Welt gebracht“, erinnert er sich. Einer von ihnen wurde jedoch zurückgelassen. „Er hatte die Nabelschnur noch dran.“ Normalerweise überlebt ein Frischling ohne die Bache, deren Milch und Wärme keine Nacht. „Das Richtige wäre gewesen, sein Leiden zu beenden“, erklärt Björn Lindner. Nach einem Telefonat mit seiner Familie entschied er sich jedoch dagegen. Gemeinsam hatten sie bereits ein Schaf aufgezogen, also sollte das doch auch mit einem Wildschein möglich sein. Auf dem Gelände der Naturwacht steckte Lindner anschließend ein Gehege ab, in dem das Schweinchen heranwuchs.

„Er ist jetzt auf mich geprägt und würde sich nicht mehr auswildern lassen. Ich habe eine lebenslange Verantwortung für ihn“, so der Ranger. 15 bis 20 Jahre seien für Borst eine realistische Lebenserwartung. Jeden Tag steigt Björn Lindner zu ihm ins Gehege, um ihn zu bürsten und dabei zu untersuchen. Wenn Borst Schutz sucht, schiebt er seinen Kopf zwischen Lindners Beine. „Er ist ein ziemlicher Schisser“, hat der Ranger beobachtet, obwohl der Keiler groß und stark geworden ist und 75 Kilogramm wiegt. „Wildschweine sind hochintelligente, soziale Tiere und absolut anpassungsfähig. Ihre Nase ist das Wichtigste. Sie können besser riechen als ein Hund. Sogar Stimmungen spüren sie. Wenn jemand traurig ist, passen sie ihr Verhalten an.“

Die Kinder finden Borst spannend und besuchen ihn gern, egal, ob er gerade in seiner Suhle döst oder sich bei Läufen durch sein Gehege verausgabt. „Er ist unser Botschafter für Wildtiere“, sagt Lindner. Mithilfe von Borst möchte er Aufklärungsarbeit leisten und die Besucher der Naturwacht am Diedersdorfer Weg über den Umgang mit Wildtieren informieren. „Ich finde das wichtig, denn sie laufen an S-Bahngleisen und Kanälen entlang. Wir teilen uns die Stadt mit ihnen.“

Er selbst lerne ebenfalls dazu, wenn er Borsts Körpersprache und Geräusche beobachtet. „Für verschiedene Situationen hat er verschiedene Laute“, berichtet der Ranger. Unter Begleitung dürften Kinder Borst auch mal berühren. Nur füttern sollten sie ihn auf keinen Fall, wie Lindner betont. Gut gemeinte Essensreste von Brötchen oder Pizza sind schädlich für Wildschweine und absolut tabu. Borst bekommt Pellets mit Mineralien, Getreide, Nüsse und Eicheln, dazu Äpfel, Birnen und Bananen. Speziell letztere entlockten dem tierischen Sympathieträger bei unserem Besuch ein zufriedenes Schmatzen. Wenn im April die neue Saison in der Naturwacht beginnt, darf "Botschafter Borst" auch wieder besucht werden.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile lädt vom 3. bis 5. April 2025 zur mittlerweile 17. Brillenmesse ein. | Foto: Optik an der Zeile

Optik an der Zeile
17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April

Über 40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir, Optik an der Zeile, auch im April im Märkischen Zentrum. Feiern Sie mit und profitieren Sie von attraktiven Angeboten, die Sie sich selbst erwürfeln können! Im Rahmen der 17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April können Sie sich von unserer Kompetenz selbst überzeugen. Mit vielen schööönen Brillengestellen und den Gläsern von Essilor und Rodenstock bieten wir bestes Sehen für jeden Anspruch. Aus der großen Kollektion namhafter...

  • Bezirk Reinickendorf
  • 15.03.25
  • 536× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 1.519× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige

Vortrag am 15. April um 17 Uhr
Schmerz, Angst und Depression?

Chronische Schmerzen sind mehr als nur ein Symptom – sie können zu einer eigenständigen Erkrankung werden und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Doch welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann moderne Neuromodulation helfen, das Schmerzsystem zu beeinflussen und das Leiden zu lindern? Unsere Referenten, Dalibor Arapovic und Sebastian Ciupa, informieren Sie über die Entstehung und Anatomie chronischer Schmerzen sowie über verschiedene Therapieansätze – von konservativen...

  • Mitte
  • 17.03.25
  • 254× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 1.735× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.