Eine Wiese für Insekten
Kitakinder säten Blumensamen auf dem Naturwacht-Gelände aus
Für Gewusel wie in einem Ameisenhaufen sorgten am 5. April 60 Kinder in der Naturwacht. Unter Anleitung von Natur-Ranger Björn Lindner säten sie Samen auf einer Wiese aus, die Insekten schon bald neuen Lebensraum bieten soll. Das Projekt wurde gemeinsam mit den Kindertagesstätten Berlin Süd-West initiiert.
„Wenn man die Artenvielfalt von Bienen und Schmetterlingen schützen möchte, sollte man schon mit den Kindern anfangen“, sagt Martina Castello, Pädagogische Geschäftsleiterin des Kitaeigenbetriebs von Berlin. Die Idee zum „Projekt Wildblumenwiese“ kam ihr und ihren 80 Leitungskräften, als sie im vergangenen Jahr die Naturwacht am Diedersdorfer Weg wegen einer Weiterbildungsmaßnahme besuchten. „Der Lebensraum von Tieren und Pflanzen ist immer ein Thema in Kindergärten“, so Castello. Zum Eigenbetrieb gehören 37 Kitas mit 4800 Kindern. In allen Einrichtungen sollen in diesem Jahr Samen ausgesät werden. „Sodass die Kinder vor Ort auch genau sehen, wie die Bienen und Schmetterlinge die Blumen annehmen.“ Außerdem bekommt jedes Kind zwei Samentütchen für den heimischen Balkon oder Garten. Die Freifläche neben der Naturschutzstation, wo sonst Schafe grasten, kommt da als Testareal gerade recht. „Es wollten so viele Kinder mitkommen, dass wir Lose ziehen mussten“, berichtet Martina Castello.
Mit offenen Mündern lauschten die Kleinen den Erklärungen von Björn Lindner und seinem Team. Anschließend schnappten sie sich begeistert Schutzhandschuhe, Eimer mit Sand, Harken und Samentütchen. Das darauf abgebildete Motiv entstand bei einem Malwettbewerb. Lindner hofft, dass die Kinder durch die Aktion Verständnis für die Wildnis entwickeln und „einen Blick für diese kleinen Krabbler bekommen“. Sie sollen sich nicht vor Insekten ekeln, sondern verstehen, dass diese ein ganz wichtiger Indikator für eine gesunde Umwelt sind. „Damit wir die Vielfalt an Insekten in unserer Stadtnatur fördern, ist es natürlich auch wichtig, die Lebensräume zu entwickeln“, sagt der Natur-Ranger, der regional einen Lebensraumverlust beobachtet. „Wir haben hier Untersuchungen gemacht in den vergangenen Jahren und können feststellen: Es gibt einzelne Arten, die im Rückgang begriffen sind.“ Dennoch hat Lindner auch gute Nachrichten für Marienfelde und Umgebung: „Ich kann behaupten, dass wir hier noch eine intakte Insektenwelt zeigen können.“ Dass die Kitas die Blumensamen auch auf ihren eigenen Flächen aussäen und somit weitere Lebensräume entwickeln, findet er großartig. „Selbst ein kleiner Blumentopf kann helfen.“
Unterstützung erhält das Projekt von Umweltstadtrat Oliver Schworck (SPD), der selbst beherzt zum Spaten griff und sichtlich Spaß daran hatte, mit den Kindern zusammen die Erde umzugraben. „Wir sollten das wiederholen“, lautete sein Fazit. Auch Martina Castello und Björn Lindner betonten, dass die erste Aussaat nur der Anfang gewesen sein soll. Ob die verbuddelten Samen auf dem Naturwacht-Gelände wie gewünscht zu einer prächtigen neuen Wildblumenwiese führen, werden die Kinder im Juni erfahren. Dann kommen sie wieder, um das Ergebnis ihrer Arbeit zu bestaunen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.