Die nächste Ranger-Generation kommt
Naturwacht bildet seit 2008 Kinder zu Junior-Rangern aus
In anderen Bundesländern sind Ranger längst normal. In Berlin jedoch ist Björn Lindner noch immer ein Exot. Um das zu ändern, schult er mit seinem Team der Naturwacht seit mehr als einem Jahrzehnt den Nachwuchs. Inzwischen hat auch der Senat die Bedeutung erkannt. So startet demnächst das Pilotprojekt „StadtNaturRanger“.
Dabei sollen in allen Bezirken – zunächst befristet bis Ende 2020 – Natur-Ranger zum Einsatz kommen. Die Stiftung Naturschutz Berlin hat dafür im Auftrag der Senatsumweltverwaltung in den vergangenen Monaten nach Kandidaten gesucht. Ende Juli endete die Bewerbungsfrist. Wie die Stiftung auf Nachfrage der Berliner Woche mitteilt, seien viele Bewerbungen eingegangen. Auch der Projektleiter sei bereits gefunden. Bis die Ranger in sämtlichen Bezirken ihre Arbeit aufgenommen haben, dürfte jedoch noch etwas Zeit ins Land gehen. Björn Lindner findet es großartig, dass es vorangeht. „Ich habe mich zehn Jahre lang dafür eingesetzt, mein Berufsbild ein Stück weit im Land Berlin zu vertreten“, erklärt er.
Der Beruf des Rangers hat eine lange Geschichte. Als erster Ranger überhaupt gilt Harry Yount. Er nahm 1880 im Yellowstone-Nationalpark in den USA, dem ältesten Nationalpark der Welt, seine Arbeit auf. In Deutschland ist der Beruf seit März 1998 staatlich anerkannt. Offiziell heißt er „Geprüfter Natur- und Landschaftspfleger“, so wie auch Björn Lindner einer ist. Früher arbeitete er in Brandenburg und Sachsen. Nach einem Angebot der Berliner Naturschutzbehörde begann er im Frühjahr 2007 als Ranger in Marienfelde. Stück für Stück baute er die Naturschutzstation im Diedersdorfer Weg auf.
Bereits 2008 rief Lindner zusammen mit Umweltstadtrat Oliver Schworck (SPD) die Junior-Ranger ins Leben. Das Konzept: Kinder von acht bis zwölf Jahren besuchen in den Ferien eine Woche lang den praktischen und theoretischen Unterricht auf der Naturschutzstation. In der „Grünen Schule“ erhalten sie ein breites und fundiertes Wissen über Marienfelde und die Stadtnatur. Von Imkern, Falknern, Jägern und dem Ranger lernen sie die heimische Tier- und Pflanzenwelt kennen und unternehmen einen Wandertag in den Landschaftspark. Außerdem erfahren sie, welche Aufgaben ein Ranger übernimmt. Dazu zählen nicht nur der Erhalt und die Pflege der geschützten Naturflächen, sondern auch die Kontrolle und Beobachtung von Wildtieren, die Erfassung der heimischen Flora und Fauna, die Förderung regionaler und nachhaltiger Landwirtschaft sowie Öffentlichkeitsarbeit.
Am Ende der Woche schreiben die Kinder einen Test. Gefragt sind zum Beispiel die vier Entwicklungsstufen im Lebenskreislauf eines Schmetterlings und die Bestandteile eines Ökosystems. Haben sie ihr neues Wissen erfolgreich nachgewiesen, dürfen sie sich Junior-Ranger nennen. Als solche helfen sie der Naturwacht unter anderem beim Bau von Insektenhotels und der Biotop-Pflege. Eine der ersten ausgebildeten Junior-Rangerinnen ist Daniela von Jerin. Für ihre Untersuchungen, wie sich die ehemalige Mülllagerung im Naturpark Marienfelde auf die wirbellosen Bodentiere auswirkt, gewann sie den Landeswettbewerb der Stiftung „Jugend forscht“. Heute studiert die 18-Jährige Agrarwissenschaften an der TU Berlin und hält auf der Naturschutzstation selbst Vorträge vor Kindern – zur großen Freude von Björn Lindner.
Mehr über die Junior-Ranger unter https://www.naturwachtberlin.de/.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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