An der Quelle der Hustenbonbons
Bei Klosterfrau werden Medikamente für ganz Europa produziert

Haben die Bonbons den prüfenden Blick von Mitarbeiterin Filiz Can überstanden, erhalten sie im Kartonierer ihre fertige Verpackung. | Foto: Philipp Hartmann
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Nahezu jeder Deutsche kennt den „Melissengeist“ von Klosterfrau. Wirkstoffe aus 13 Heilpflanzen sind in dem berühmten Arzneimittel enthalten, das auf die Nonne Maria Clementine Martin zurückgeht. Sie gründete das Unternehmen im Jahr 1826 am Fuße des Kölner Doms.

Auch heute noch liegt die operative Hauptzentrale der Klosterfrau Healthcare Group in der Domstadt. Die Produktion hingegen findet seit den 70er-Jahren überwiegend in Marienfelde bei der Klosterfrau Berlin GmbH statt.

Mitten in einem ruhigen Wohngebiet nahe dem S-Bahnhof Schichauweg werden laut Werksleiter Tim Strupeit (39) jährlich rund 28 Millionen Hustensäfte und Nasensprays sowie bis zu 20 Millionen Hustenbonbons produziert. Die Rohstoffe werden weltweit eingekauft und vor Ort verarbeitet. Als fertige Arzneien gehen sie an Apotheken bundesweit und in ganz Europa. Gearbeitet wird bei Klosterfrau nach der „Good Manufacturing Practice“. Dabei handelt es sich um Richtlinien zur Qualitätssicherung, die in der pharmazeutischen Herstellung eine zentrale Rolle spielen. Äußerst strenge Hygienevorschriften gehören dazu. So darf auch der Berliner-Woche-Reporter die Produktionsstätten nur mit desinfizierten Händen, einem Ganzkörper-Schutzanzug, Schuhüberziehern, Haarnetz und Mundschutz betreten.

Zunächst führt Tim Strupeit durch das Bonbon-Werk, wo sofort ein großer Kessel ins Auge fällt. Zutaten wie Glucose und Wasser werden darin gemischt, wie einer der Mitarbeiter erklärt. Für die klebrige rote Masse geht es auf einem Stahlband weiter zur Prägemaschine, die diese in kleine Häppchen zerteilt. Es sind Hustenbonbons mit Erdbeergeschmack für Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch rund 60 Grad Celsius heiß sind. Im nächsten Schritt werden sie auf eine genießbare Temperatur heruntergekühlt und landen dann bei Mechaniker Sven Blöß und seiner Kollegin. Bis zu 3500 Bonbons pro Minute laufen vor ihren Augen übers Band. Solche, die mit Absplitterungen aus der Prägemaschine ausgespuckt wurden, sortieren sie aus. Der Rest wird weiter in die Nebenhalle befördert. Dort ist der Arbeitsplatz von Filiz Can. Die Produktionsmitarbeiterin ist für die Prozesskontrolle zuständig. Neben ihr arbeitet der Kartonierer auf Hochtouren – eine Maschine, welche die Bonbons in Blister, durchsichtige Produktverpackungen, presst. Nachdem Can und eine Kollegin anschließend noch die Packungsbeilagen aufgefüllt haben, sind die Bonbons lieferfertig.

Im Liquida-Werk nebenan, wo flüssige Arzneimittel produziert werden, ist der Ablauf ähnlich. Auch dort stehen zwei große Behälter, in denen die benötigten Inhaltsstoffe nach dem jeweiligen Rezept zusammengemischt werden. Der angenehme Duft verschiedener Pflanzenextrakte liegt in der Luft. Bei unserem Rundgang treffen wir auf Ralf Closhen, einen von insgesamt rund 260 Mitarbeitern am Standort. Durch eine Scheibe hat er freie Sicht auf ein Förderband, worauf sich seiner Aussage nach pro Stunde bis zu 8400 kleine braune Glasfläschchen einreihen. Sie werden vollautomatisch befüllt und verpackt. Der weiße Plastikaufsatz, der als Sprühvorrichtung dient, verrät, dass es sich hierbei um Nasensprays handelt.

Es sind gewaltige Mengen, die durch die modernen Maschinen täglich hergestellt werden können. Das wird bei der Werkbesichtigung deutlich. Nur den berühmten „Klosterfrau Melissengeist“ bekommen wir bei unserem Besuch nicht zu sehen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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