Viel Stahl und Hirnschmalz
Stanova Stanztechnik GmbH entwickelt Sondermaschinen in Marienfelde
EC-Karten, Flugtickets, Jalousien, Zäune aus Kunststoff: Produkte, die gestanzt werden müssen, gibt es reichlich. Ein kleines Unternehmen im Nunsdorfer Ring hat sich darauf spezialisiert, die dafür benötigten Maschinen zu entwickeln und zu vertreiben. Im Juli 2015 wurde die Stanova Stanztechnik GmbH gegründet.
Angefangen hat alles mit drei Mitarbeitern. Heute sind es fünf. Geschäftsführerin des Start-ups ist seit 2017 Katrin Lechler. Ihr Vater gründete bereits 1978 die PROMESS Montage- und Prüfsysteme GmbH, die heute Servopressen herstellt. In dessen Produktionshalle ist heute auch Stanova untergebracht. Bei seinen Geschäftsreisen spürte Gerhard Lechler, dass auf dem Markt für Stanzmaschinen reichlich Potenzial war, da viele Firmen die existierende Technologie für nicht ausgreift hielten.
Irgendwann stellte er seiner Tochter die entscheidende Frage: „Willst du mit mir eine Firma gründen?“ Katrin Lechler wollte, doch sie betrat damit völliges Neuland. „Ich habe nicht verstanden, wie die Technologie funktioniert und warum sie sinnvoll ist“, gibt sie mit Blick auf die Stanztechnik zu.
Mit Maschinenbau hatte sie bis dato überhaupt nichts am Hut. An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) studierte sie Kulturwissenschaften und absolvierte eine Ausbildung zur Printredakteurin bei der Märkischen Oderzeitung. Weil sie drei Jahre in Warschau studierte und fließend Polnisch spricht, wurde sie schnell als Polen-Expertin eingesetzt. Als freie Journalistin arbeitete sie für Antenne Brandenburg und produzierte Reportagen für das Deutschlandradio. Warum sie sich dennoch entschied, in eine komplett andere Branche zu wechseln? „Mein Vater hat sein Leben lang sehr viel gearbeitet. Daher hatte ich immer wenig von ihm und wollte deshalb mit ihm zusammenarbeiten.“
Während der Vater sich nach und nach zurückzog und ihr heute nur für einzelne Projekte zur Seite steht, übernahm Katrin Lechler immer mehr Verantwortung. Dabei musste sie feststellen, dass sie als Frau in ihrer Branche eine absolute Ausnahme ist. „Vor ein paar Jahren wurde ich auf Messen noch angesprochen, ob ich einen Kaffee bringen kann“, erinnert sie sich. Dass eine Geschäftsführerin vor ihnen steht, konnten sich die Männer schlicht nicht vorstellen. Heute ist die Stanova-Chefin selbstbewusst genug, um darüber hinwegzulächeln. Und obwohl sie einen Versuchsingenieur und Konstrukteur sowie einen Automatisierungstechniker eingestellt hat, verfügt auch sie selbst über technisches Know-how. Routiniert erklärt sie Funktionsweisen der drei verschiedenen Maschinen, die schnelles und gratfreies Stanzen von Kunststoffen und Blechen ermöglichen und von Stanova auf Kundenwunsch entwickelt werden. Darunter befindet sich die „PowerSpee“, eine 500 000 Euro teure Stanzpresse, die bis zu tausend Hübe pro Minute schafft und die sich Stanova patentieren ließ. „Da stecken sehr viel Stahl und Hirnschmalz drin“, sagt Katrin Lechler. Über eine Benutzeroberfläche können Geschwindigkeit und Abstände der Stanzlöcher millimetergenau eingestellt werden. Benötigt wird die Technik zum Beispiel für Kabelkanäle in Gebäuden, Schienenfahrzeugen oder Schaltschränken.
2017 erhielt die Firma den Green Buddy Award des Bezirks Tempelhof-Schöneberg in der Kategorie „Umweltfreundliche Produktion“. Für die Zukunft plant die Unternehmerin weiteres Wachstum, jedoch „nicht auf Kosten der Umwelt und anderer Menschen“. Ihr Blick geht vor allem nach Osteuropa, wo die Maschinenparks sehr veraltet seien und bald erneuert werden müssten. Dank ihrer Polnischkenntnisse dürfte es Katrin Lechler nicht schwerfallen, die nötigen Kontakte herzustellen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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