Viel Stahl und Hirnschmalz
Stanova Stanztechnik GmbH entwickelt Sondermaschinen in Marienfelde

Stanova-Geschäftsführerin Katrin Lechler vor der "PowerSpee", die Kunststoff mit bis zu 1000 Hüben pro Minute stanzt. | Foto: Philipp Hartmann
4Bilder
  • Stanova-Geschäftsführerin Katrin Lechler vor der "PowerSpee", die Kunststoff mit bis zu 1000 Hüben pro Minute stanzt.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

EC-Karten, Flugtickets, Jalousien, Zäune aus Kunststoff: Produkte, die gestanzt werden müssen, gibt es reichlich. Ein kleines Unternehmen im Nunsdorfer Ring hat sich darauf spezialisiert, die dafür benötigten Maschinen zu entwickeln und zu vertreiben. Im Juli 2015 wurde die Stanova Stanztechnik GmbH gegründet.

Angefangen hat alles mit drei Mitarbeitern. Heute sind es fünf. Geschäftsführerin des Start-ups ist seit 2017 Katrin Lechler. Ihr Vater gründete bereits 1978 die PROMESS Montage- und Prüfsysteme GmbH, die heute Servopressen herstellt. In dessen Produktionshalle ist heute auch Stanova untergebracht. Bei seinen Geschäftsreisen spürte Gerhard Lechler, dass auf dem Markt für Stanzmaschinen reichlich Potenzial war, da viele Firmen die existierende Technologie für nicht ausgreift hielten.

Irgendwann stellte er seiner Tochter die entscheidende Frage: „Willst du mit mir eine Firma gründen?“ Katrin Lechler wollte, doch sie betrat damit völliges Neuland. „Ich habe nicht verstanden, wie die Technologie funktioniert und warum sie sinnvoll ist“, gibt sie mit Blick auf die Stanztechnik zu.

Mit Maschinenbau hatte sie bis dato überhaupt nichts am Hut. An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) studierte sie Kulturwissenschaften und absolvierte eine Ausbildung zur Printredakteurin bei der Märkischen Oderzeitung. Weil sie drei Jahre in Warschau studierte und fließend Polnisch spricht, wurde sie schnell als Polen-Expertin eingesetzt. Als freie Journalistin arbeitete sie für Antenne Brandenburg und produzierte Reportagen für das Deutschlandradio. Warum sie sich dennoch entschied, in eine komplett andere Branche zu wechseln? „Mein Vater hat sein Leben lang sehr viel gearbeitet. Daher hatte ich immer wenig von ihm und wollte deshalb mit ihm zusammenarbeiten.“

Während der Vater sich nach und nach zurückzog und ihr heute nur für einzelne Projekte zur Seite steht, übernahm Katrin Lechler immer mehr Verantwortung. Dabei musste sie feststellen, dass sie als Frau in ihrer Branche eine absolute Ausnahme ist. „Vor ein paar Jahren wurde ich auf Messen noch angesprochen, ob ich einen Kaffee bringen kann“, erinnert sie sich. Dass eine Geschäftsführerin vor ihnen steht, konnten sich die Männer schlicht nicht vorstellen. Heute ist die Stanova-Chefin selbstbewusst genug, um darüber hinwegzulächeln. Und obwohl sie einen Versuchsingenieur und Konstrukteur sowie einen Automatisierungstechniker eingestellt hat, verfügt auch sie selbst über technisches Know-how. Routiniert erklärt sie Funktionsweisen der drei verschiedenen Maschinen, die schnelles und gratfreies Stanzen von Kunststoffen und Blechen ermöglichen und von Stanova auf Kundenwunsch entwickelt werden. Darunter befindet sich die „PowerSpee“, eine 500 000 Euro teure Stanzpresse, die bis zu tausend Hübe pro Minute schafft und die sich Stanova patentieren ließ. „Da stecken sehr viel Stahl und Hirnschmalz drin“, sagt Katrin Lechler. Über eine Benutzeroberfläche können Geschwindigkeit und Abstände der Stanzlöcher millimetergenau eingestellt werden. Benötigt wird die Technik zum Beispiel für Kabelkanäle in Gebäuden, Schienenfahrzeugen oder Schaltschränken.

2017 erhielt die Firma den Green Buddy Award des Bezirks Tempelhof-Schöneberg in der Kategorie „Umweltfreundliche Produktion“. Für die Zukunft plant die Unternehmerin weiteres Wachstum, jedoch „nicht auf Kosten der Umwelt und anderer Menschen“. Ihr Blick geht vor allem nach Osteuropa, wo die Maschinenparks sehr veraltet seien und bald erneuert werden müssten. Dank ihrer Polnischkenntnisse dürfte es Katrin Lechler nicht schwerfallen, die nötigen Kontakte herzustellen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.