Kein Platz zum Essen
Elternvertreter der Moabiter Grundschule legen Vorplanung für Mensaneubau vor
Es ist kurz nach zwölf Uhr mittags. In der Mensa der Moabiter Grundschule, zwei umgebauten Klassenzimmern, herrscht drangvolle Enge. 260 Schüler wollen verköstigt werden. Ausgelegt ist die Mensa für 60 Kinder.
In Schichten essen, vor und hinter der Ausgabetheke improvisieren ist mühseliger Alltag. Im neuen Schuljahr werden 150 weitere Esser hinzukommen. Der Senat hat ein kostenloses Schulmittagessen für Erst- bis Sechstklässler im Land Berlin beschlossen. „Die Schule hat eine neue Mensa echt bitter nötig“, sagt Jenny Thauer vom Verein „Freunde und Förderer der Moabiter Grundschule“. Und die engagierten Eltern haben eine Idee. Doch sie stößt bei Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) auf Bedenken.
Der Architekt David Steiner hat für den Schulförderverein unentgeltlich eine Vorplanung für einen doppelgeschossigen Mensaanbau auf dem Parkplatz der Schule an der Paul-straße vorgenommen. Solche Vorplanungen, sagt Jenny Thauer, seien für kommunale Bauverwaltungen immer das Nadelöhr. Das habe man dem Bezirksamt abgenommen.
Jenny Thauer rechnet vor: Die Ausschreibung für die Planung benötigt vier Wochen Zeit, die Planung drei Monate. Habe man Handwerker an der Hand – und viele Architekturbüros haben sie laufend an der Hand – könnte die neue Mensa für die Moabiter Grundschule nach dem aktuellen Raum-Flächen-Nutzungsplan des Landes Berlin für Schulneubauten im Dezember fertig sein. Die benötigten 1,8 bis 1,9 Millionen Euro sind vorhanden, habe ihr der SPD-Verordnete Fevzi Gün nach einer Schulbesichtigung versichert. „Das wäre kein fauler Kompromiss, sondern eine richtig gute Lösung“, so Jenny Thauer.
"Können nicht fünf oder sechs Jahre warten"
Das architektonische Würfelsystem biete sich für einen Mensa-Anbau geradezu an, meint Schulleiterin Undine Zeibig. Er würde sich organisch einfügen. Während der Bauphase bekämen die Schüler weder Lärm noch Schmutz ab. Die Baustellenzufahrt würde praktischerweise über die Paulstraße erfolgen.
Stadtrat Spallek hingegen sieht Hürden für die Umsetzung der Elternidee. Da ist zunächst der Ort, an dem die Elternvertreter die Mensa bauen wollen. Der Parkplatz sei Feuerwehrzufahrt, sagt der Dezernent. „Falsch“, sagt Jenny Thauer und beruft sich auf den Architekten David Steiner. Die Feuerwehr habe heute ein ganz anderes Brandschutzkonzept als in den sechziger Jahren. Von der Paulstraße aus würde sie gar nicht mehr „beleitern“.
Kritik der Eltern macht sich zudem an Carsten Spalleks Standpunkt fest, eine Schule in punkto Sanierung immer „als Ganzes anzupacken“. Schulleiterin Zeibig erläutert die Zeitschiene für eine Komplettsanierung ihrer Schule. Danach wäre bei ganz optimistischer Rechnung der Plan 2022 fertig. 2023 würden die Ausschreibungen erfolgen. „Vor 2024 wird nicht gebaut.“ Schulleiterin Zeibig: „Es kann nicht sein, dass wir fünf oder sechs Jahre auf eine neue Mensa warten müssen.“
Bezirk plant Erweiterung statt Neubau
Undine Zeibig denkt an Schülerzahlen. Die nähmen bei den heute herrschenden Zuständen in der Mensa gewiss ab. „Wenn ich Eltern, deren Kinder eingeschult werden, unsere Mensa zeige, haben die Phantasie genug, um zu wissen: 400 Kinder passen da niemals gesittet hinein.“ Nach den Sanierungsplänen des Bezirks würde gar keine neue Mensa gebaut, sondern die bestehende Mensa erweitert. „Das wäre der Super-Gau. Dann könnte der Schulbetrieb gar nicht mehr stattfinden“, ist sich Elternvertreterin Thauer sicher.
Schulstadtrat Carsten Spallek weist den Vorwurf „auszubremsen“ vehement zurück. Er bleibt dabei, der vorgesehene Standort für die neue Mensa ist zumindest teilweise eine Feuerwehrzufahrt. „Bevor also eine Aussage zur Realisierbarkeit an dieser Stelle getroffen werden kann, müssen unter anderem nicht nur das Stadtplanungsamt wegen der planungsrechtlichen Zulässigkeit, sondern auch insbesondere die Bau- und Wohnungsaufsicht wegen der Bauantragsgenehmigung, unter anderem für die Feuerwehrzufahrt, beteiligt werden“, so der Stadtrat. Spallek weiter: „Das bedeutet nicht, dass diese Feuerwehrzufahrt künftig nicht vielleicht verlegt werden oder das aktuelle Brandschutzkonzept angepasst werden kann.“ Ob und wie das möglich sei, müsse geprüft werden. „Klar dürfte allerdings sein, dass die Festlegung in der Baugenehmigung nicht ignoriert werden kann und bei den Planungen berücksichtigt werden muss, betont Spallek.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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