„Wir drücken uns die Daumen“
Neubau für Bruno-Lösche-Bibliothek verzögert sich
Die Probleme der Bruno-Lösche-Bibliothek sind bekannt: viel zu klein und in die Jahre gekommen. Ein Neubau soll sie ersetzen. Doch das Projekt ist für Jahre auf Eis gelegt.
Die neue Mittelpunktbibliothek soll die viel zu kleine Bruno-Lösche-Bibliothek an der Perleberger Straße 33 ersetzen. Geplant ist das neue Haus an der Turmstraße 22 schon lange. Vor zwei Jahren hatte das Land Berlin wie berichtet die erste Tranche für das Jahr 2025 angekündigt. Doch daraus wird nichts. Der Senat hat den Neubau, der über 40 Millionen Euro kostet und auch Büros für die Justizverwaltung vorsieht, in seiner Investitionsplanung nach hinten verschoben. Die Nachricht kam schon im vergangenen September. Die erste Baurate soll demnach erst 2028 fließen.
Aufgegeben haben der Bezirk, der in der Vorplanung steckt, und die Bibliothek das Projekt deshalb aber nicht. „Die Senatsjustizverwaltung braucht das Grundstück“, sagt Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD). Außerdem sei die neue Mittelpunktbibliothek Teil des Masterplans für das ehemalige Krankenhaus Moabit. Dessen Gelände an der Turmstraße 21 soll zu einem klimaresilienten und CO₂-neutralen Gesundheits- und Sozialzentrum werden. Das Bezirksamt und die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) sitzen gerade am Planverfahren. „Der Neubau wird kommen, das Projekt ist gesetzt“, so Gothe weiter. „Wir drücken uns die Daumen, dass es schnell in die Realisierungsphase geht.“
Der Stadtrat war kürzlich beim Kiezspaziergang durch den Stephankiez auf Stippvisite in der Bruno-Lösche-Bibliothek. Dort erläuterten Bibliotheksleiterin Babette Mroseck und Stefan Rogge, Fachbereichsleiter Bibliotheken im Bezirksamt, nochmal kurz die Neubaupläne. Ins Erdgeschoss und in den ersten Stock soll die moderne Mittelpunktbibliothek einziehen. Mit Lesecafé und Kinderbibliothek, eigenem Veranstaltungsraum, Gruppenarbeitsräumen und einem Makerspace im Keller. Auch der Krimi-Salon der Bruno-Lösche-Bibliothek zieht mit um. Die oberen Räume sind als Büros für die Berliner Staatsanwaltschaft und die Justizverwaltung gedacht. Eine Machbarkeitsstudie liegt bereits vor. Der Entwurf stammt von Klatt und Vogler Architekten. Als Open Library will sich die neue Bibliothek zudem ihrem Publikum auch außerhalb der Öffnungszeiten öffnen – abends oder sonntags. „Wir wollen und müssen uns vergrößern“, so Stefan Rogge. Eröffnet 1964 und seitdem kaum saniert, seien auch die Toiletten nicht barrierefrei. Neues Personal kann die Bücherei nicht einstellen, weil es an Büros mangelt. Babette Mrosick bestätigte die Not. „Es knirscht hier an allen Ecken, wir brauchen unbedingt mehr Platz.“ Auch für PC-Arbeitsplätze, eigene Veranstaltungen und die Leseförderung. „Die Nutzer stören sich hier gegenseitig.“ Pro Jahr zählt die Bibliothek rund 37.000 Besucher.
Grundstück und Gebäude an der Perleberger Straße gehören heute einem privatem Investor. Die Bibliothek muss nur die Betriebskosten, aber keine Miete bezahlen. Was aus dem Haus wird, wenn die Bücherei rauszieht, ist noch unklar. Möglicherweise sei eine öffentliche Nutzung, beispielsweise als Kita, weiterhin möglich, sofern der Eigentümer zustimme, sagte Rogge. Doch der plane wohl den Abriss und den Neubau von Wohnungen. Das Grundstück zwischen altem Postgebäude und Staatsanwaltschaft an der Turmstraße 22 wiederum ist Eigentum des Land Berlin. Seit 2018 gibt es den Plan, dort gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft einen Hybrid zu bauen, also in gemischter Bauträgerschaft von Senat und Bezirk.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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