Nur ein Kompromiss: Anwohner enttäuscht vom Ausgang des Verfahrens zum Hamberger Großmarkt
Moabit. Gegen den Gastronomiegroßmarkt Hamberger und den Bezirk sind Anwohner vor das Verwaltungsgericht gezogen. Das Ergebnis ist für die Kläger aus der Siemensstraße enttäuschend.
Vor dreieinhalb Jahren hatten Anwohner gegen den Bezirk geklagt. Der "Mega-Betonklotz" vor ihren Wohnzimmern hätte so nie gebaut werden dürfen, „zu dicht an der Wohnbebauung“, meint eine Klägerin. Und schon gar nicht ohne Bürgerbeteiligung, mit der Lärm, mehr Verkehr und Luftverschmutzung zu verhindern gewesen wären. Jetzt kann Hamberger seinen Kunden einen Parkplatz mit 300 Stellplätzen anbieten und am anderen Ende des 200 Meter langen Komplexes eine Be- und Entladerampe, die täglich 100 Lastwagen anfahren werden.
Die Bürgerbeteiligung habe der Bezirk dadurch verhindert, dass er zu gegebener Zeit keinen Bebauungsplan festgesetzt habe, heißt es aus der Bürgerinitiative Siemensstraße. Der Anwalt der Anwohner, Karsten Sommer, sprach gegenüber der RBB-Abendschau von einem illegalen Bau und in einem internen Papier, das der Berliner Woche vorliegt, von einem „Schwarzbau mit Millionenunterstützung aus dem Fördertopf des Landes Berlin“. Die Baugenehmigung von 2011 sei überholt, sagen die Kläger. Hamberger habe mehrfach seine Pläne geändert. Dazu Karsten Sommer: „ Die Behörde hätte hier einschreiten können.“
Während der vierstündigen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht überreichten Vertreter des Bezirksamts eine abgeänderte Baugenehmigung. Der Gastrogroßmarkt mit 13.500 Quadratmeter Verkaufsfläche für rund 60.000 Artikel und künftig 400 Mitarbeitern wird am 3. Dezember eröffnen.
Die vorsitzende Richterin verpflichtete den Bezirk, Lärmschutzauflagen in die Baugenehmigung aufzunehmen. Dafür wurde das Verfahren in beidseitigem Einvernehmen beendet. Die Anwohner haben nun die Möglichkeit, Hamberger bei einer Verletzung der Lärmschutzvorgaben zu verklagen.
„Wie das Hornberger Schießen“ sei die Gerichtsverhandlung ausgegangen, wettert ein Vertreter der Bürgerinitiative. „Die Geschichte ist für uns damit nicht zu Ende“, sagt er. Die BI kämpft jetzt dafür, dass der Investor die Betonwand mit unterschiedlichen Kletterpflanzen begrünt. „Hamberger will nur was draufmalen“, sagt das BI-Mitglied. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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