Senioren am Hansa-Ufer kämpfen für den Verbleib in ihren Wohnungen
Moabit. "Unglaublich gut" sei das Straßenfest an der Spree gewesen, sagte am Ende eine der Organisatorinnen. Was so fröhlich klingt, hat aber einen sehr ernsten Hintergrund.
Mit der Veranstaltung vor dem ehemaligen städtischen Seniorenwohnhaus protestierten 62 betagte Mieter gegen die geplante Modernisierung und damit einhergehende drastische Mieterhöhungen. 40 bis 60 Prozent sind es, bis zu 880 Euro für 42 Quadratmeter. Für viele unbezahlbar. Es droht der Zwangsumzug - für Menschen, von denen die meisten 80, 90 Jahre und älter sind. Ende April hatte der schwedische Eigentümer Akelius Post an die Mieter am Hansa-Ufer 5 geschickt. Darin die Ankündigung der Modernisierung: Styropor-Wärmedämmung der Fassade, Sanierung der Fenster und der Steigleitungen, neue Wohnungen auf dem Dach und darüber noch Penthäuser mit Uferblick. In der weiten Einfahrt zum Hof entsteht ein Sechsgeschosser. Anderthalb Jahre Bauzeit. Die Bewohner sind entsetzt.
Aber nicht untätig. Sie haben Faltblätter verfasst, das lokale Fernsehen gerufen und mit Bürgermeister, Stadträten und Verordneten gesprochen. Stadtrat Stephan von Dassel (B90/Die Grünen) gibt zu: Der Verkauf des Hauses, das mit 3,8 Millionen-Euro-Hypothek belastet war, war falsch. Ein Versäumnis, in den Kaufvertrag keine Schutzklausel für die Rentner aufzunehmen. Rückgängig kann der Bezirk nichts mehr machen. Deshalb von Dassels hilfloser Rat: "Nutzen Sie die gesetzlichen Möglichkeiten."
Beim Protestfest wurden zehn Liter Kaffee ausgeschenkt und selbst gebackener Kuchen verputzt. Der Mieterverein, die Kontaktstelle Pflegeengagement, die Seniorenvertreterin des Bezirks und der Runde Tisch gegen Gentrifizierung waren vertreten. Es gab viele Solidaritätsbekundungen. Der Mieterverein sieht gute Chancen, dass die Senioren bleiben können. Ab einer bestimmten Anzahl von Härtefällen werde die Investition für den Eigentümer zu unwirtschaftlich. 600 Unterschriften wurden bisher gesammelt. Die Aktion wird über den Sommer fortgesetzt. Die Unterschriften und eine Protestnote wollen die Senioren den Sozialausschüssen in der BVV und im Abgeordnetenhaus, der schwedischen Botschaft und natürlich dem Eigentümer überreichen.
Karen Noetzel / KEN
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