Frisch, luftig und viel heller
Stadtbad Tiergarten hat nach vier Jahren wieder offen
Vereine durften im Testbetrieb schon schwimmen. Jetzt sind wieder alle dran. Nach vier Jahren Totalsanierung hat das Stadtbad Tiergarten eröffnet. Für die Berliner gibt es eine neue Attraktion.
Schon von draußen sieht man: Hier hat sich was getan. Der Eingang ist viel größer, und die gedämmte Fassade kommt als Welle daher. Drinnen sind alle Becken neu gefliest, es ist luftig und viel heller als früher, und die gewellte Decke sieht nicht nur schick aus, sie schluckt auch den Schall. Liegestühle stehen vor einer großen Fensterfront, knallrote Sitzbänke setzen Akzente, und in den Umkleiden gibt es jetzt auch Einzelkabinen.
Das ist aber längst nicht alles, wie Bademeister Thomas Nacke bei der stilvollen Wiederöffnung des Stadtbads Tiergarten mit Bäderchef Johannes Kleinsorg und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) erzählte. Jedes der drei Wasserbecken hat seine eigene Beleuchtung und Wassertemperatur. „Fürs Kinderschwimmen und Babyschwimmen“, so Nacke. Regulär hat das Nichtschwimmerbecken 28 Grad Celsius , das große 26 Grad. Neu ist auch die gesamte Technik: Heizung, Lüftung und Wasseraufbereitung. Letztere ist ausgeklügelt. So wird das frische, noch kalte Wasser vom warmen, abfließenden Wasser erwärmt. Das spart Energie und senkt den CO₂-Verbrauch. Außerdem kann das 50 Meter lange Schwimmerbecken mit einer mobilen Trennwand halbiert werden. Damit sich Wassergymnasten und Schnellschwimmer nicht in die Quere kommen.
Das Highlight aber, das alle überzeugen dürfte, ist die fünf Meter hohe Kletterwand am Sprungbecken. Es ist die erste in einem Berliner Schwimmbad überhaupt und war für die Architekten vom Studio Gollwitzer Architekten die größte bauliche Herausforderung. Für die Montage der Kletterwand brauchte es extra einen Kran.
Mehr als vier Jahre war das Hallenbad zentral und nah am Hauptbahnhof geschlossen. Eröffnen sollte es eigentlich schon viel früher. Doch wegen der Corona-Pandemie, Materialmangel und zuletzt wegen der Insolvenz des Umkleidekabinenherstellers hat es deutlich länger gedauert. Draußen fehlt noch ein kleines Sommerbecken. Baubeginn soll noch dieses Jahr sein, wenn es mit den Fördermitteln klappt. Wieder schließen muss das Bad deshalb aber nicht.
19,6 Millionen Euro sind in die Bauarbeiten geflossen. Für die Bäderbetriebe eine Riesensumme: „Bisher haben wir noch nie so viel Geld in einen Standort investiert“, sagte Johannes Kleinsorg. Für Sportsenatorin Iris Spranger hat sich die Investition auf jeden Fall gelohnt. Das überholte Schwimmbad sei jetzt ein „echter Anziehungspunkt für alle“. Und auch Mittes Sportstadtrat Benjamin Fritz (CDU) stimmte ein. Der Bezirk habe nun „eine hochattraktive Sport- und Freizeitanlage zurück“. Für Familien, Freizeitsportler, Vereinsschwimmer und Schulkinder.
1984 in der Moabiter Seydlitzstraße eröffnet, war das Stadtbad Tiergarten bis zum Sanierungsstart im Sommer 2019 ganze 35 Jahre lang ununterbrochen in Betrieb. Der Typenbau hatte damals schon ein abgetrenntes Sprungbecken und war das letzte Hallenbad, das in West-Berlin vor dem Mauerfall 1989 gebaut wurde. Es ersetzte das abgerissenen Stadtbad an der Turmstraße von 1892.
Das Stadtbad Tiergarten hat dienstags, mittwochs und freitags von 6.30 bis 22 Uhr geöffnet. Montags und donnerstags bis 15 Uhr und am Wochenende von 9 bis 17 Uhr. Die Einzelkarte kostet ab 3,50 Euro.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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