Unruhe im Idyll: Spenerstraße 11 wird modernisiert

Das Wohnhaus aus der Gründerzeit. | Foto: KEN
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Moabit. Die Spenerstraße in Moabit ist eine ruhige Wohnstraße. Dort lebt es sich gut und preiswert. Doch jetzt bringt ein Investor Unruhe in die Gegend.

„Wir sind ein Pilotprojekt“, sagt ein Berliner Landesbeamter, der seit 1986 im Vorderhaus des stattlichen, 1890 errichteten Gründerbaus Spenerstraße 11 wohnt. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen, so wenig wie die anderen Betroffenen. Der Mieter meint das Ansinnen des Hauseigentümers, den Kiez für gut betuchte Bundesbedienstete der umliegenden Ministerien und Behörden schick zu machen. „Wir Mieter haben doch erst die Qualität des Viertels geschaffen“, sagt Nachbarin M. Für diese angestammte Bevölkerung werde guter Wohnraum unbezahlbar.

Eigentümer des schönen Altbaus mit zwei Seitenflügeln und 28 Wohnungen ist Nicolas Berggruen. Von einem verschachtelten und undurchsichtigen Firmenkonstrukt spricht der Anwohner St. „Unser Haus gehört der Nicolas Berggruen Berlin Five Properties GmbH & Co. KG, vertreten durch die SCZ Commercial Properties GmbH. Das Haus verwaltet die Optima GmbH.“

Ein Instrument, um den Wert einer Immobilie zu erhöhen, ist die Modernisierung. In den Seitenflügeln der Spenerstraße 11 sollen die Fenster ausgetauscht und die Fassade wärmegedämmt werden. Außerdem erhalten die Wohnungen dort Balkone zum Hof. Sie haben eine Größe von nur drei vier Quadratmetern. „Wozu soll ein solcher Balkon gut sein“, fragt St.

Im Vorderhaus wird das Dach ausgebaut. Ein Außenaufzug wird hinauf führen. Zudem soll die Vorderhausrückwand gedämmt werden. „Die Maßnahme ist Quatsch“, meinen St. und sein Nachbar. Die Mauer ist im Erdgeschoss 63 Zentimeter dick. Im vierten Obergeschoss sind es immerhin noch 38 Zentimeter. Unfug sei die Wärmedämmung auch deshalb, weil jede Wohnung Gas-Etagenheizung habe. „Jeder kann seinen Verbrauch individuell steuern.“ St. hat ausgerechnet, dass er nach der Modernisierung das Achtfache dessen zahlen muss, was er durch die Wärmedämmung einspart. Der Mietpreis würde sich in seinem Fall verdoppeln.

Wütend sind die Mieter insbesondere wegen der Art und Weise, wie mit ihnen umgegangen wurde. Erst gab es zum 1. September eine Mieterhöhung, die sich am aktuellen Mietspiegel orientiert. Am 9. September wirft ein Bote die Modernisierungsankündigungen in die Briefkästen. „So wird der Mietspiegel ausgehebelt. Das ist eine Lücke im Gesetz“, kritisiert St. Die Hälfte der Mietparteien wird nach der Modernisierung ausziehen müssen, mutmaßen die Mieter. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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