Bezirksamt und WBM unterstützen Moscheeverein finanziell
Zwischenlösung für "Haus der Weisheit"

Der Teilabriss an der Rathenower Straße ist umstritten. Das Ensemble ist im Stil des Brutalismus gebaut. | Foto: Ulrike Kiefert
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Das "Haus der Weisheit" ist in die Waldstraße gezogen, sucht aber weiter nach adäquaten Ersatzräumen. Der Ausschuss für Soziale Stadt hat das Bezirksamt deshalb aufgefordert, die Moscheegemeinde bei ihrer Suche intensiver zu unterstützen. Der alte Standort an der Rathenower Straße wird teilweise abgerissen und für Wohnungen nachverdichtet. Bezirksamt und WBM haben dem Verein aber finanzielle Hilfe für die Übergangslösung zugesagt.

Der Moscheeverein "Haus der Weisheit" (HaDeWe) sucht schon länger nach neuen Gebetsräumen. Auch mit Hilfe des Bezirksamtes. Mit dem früheren Gerichtsgebäude an der Lehrter Straße schien ein Ersatzstandort auch schon gefunden, doch bei der letzten Vor-Ort-Besichtigung stellte sich überraschend heraus, dass das Gebäude, das der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) gehört, nicht ohne erheblichen Sanierungsaufwand genutzt werden kann. In der Rathenower Straße 16 aber konnte die Gemeinde wegen der fortgeschrittenen Abrissarbeiten nicht mehr bleiben und beschloss, die Räume zum Ende vergangenen Jahres zu räumen und in den kleineren Standort Waldstraße 57 umzuziehen. Dort hat der Verein eine Gebetsstätte im Hinterhof.

Bezirk unterstützt Verein finanziell

Bis eine bessere Übergangslösung gefunden ist, soll das Bezirksamt der Moscheegemeinde monatlich 2100 Euro zahlen. Das hat die  Linksfraktion vorgeschlagen. „Um die Einnahmeverluste und Zusatzkosten zumindest anteilig zu kompensieren und damit das Überleben der Gemeinde wenigstens finanziell zu unterstützen“, heißt es in dem Antrag. Außerdem soll das Bezirksamt die Suche nach Räumlichkeiten „noch intensiver als bislang geschehen fortführen“. Denn der Moscheeverein, der sich über Spenden finanziere, spiele unbestritten eine besonders wichtige Rolle, wenn es im Kiez um sozialen Frieden, Integration, religiöse Eintracht gehe, begründen die Linken. Den Vorschlag, dem "Haus der Weisheit" eine Leichtbauhalle hinzustellen, hatten die Bezirksverordneten auf ihrer September-Sitzung abgelehnt. Dem neuerlichen Antrag der Linken stimmte der Ausschuss für Soziale Stadt auf seiner Januar-Sitzung zwar mehrheitlich zu, aber ohne die geforderte monatliche Zahlung.  Denn der Moscheeverein bekommt bereits 40 000 Euro und zwar in zwei Raten: einmal von der städtischen WBM und einmal vom Bezirksamt. So sei es vereinbart worden, informierte Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD).  Außerdem will die WBM auch dem Moscheeverein in ihrem Neubau an der Rathenower Straße mehrere Räume zur Miete zur Verfügung stellen. 

Abriss und Nachverdichtung
stießen auf Protest

Hintergrund des Zwangsauszugs ist, dass der Gebäudekomplex an der Rathenower Straße 16 mit Hochhaus und Flachbau teilweise abgerissen wird. Die Anwohnerinitiative „Wem gehört Moabit?“, aber auch die Fachwelt protestieren dagegen. Der Bezirk und die städtische WBM als Eigentümerin wollen dort unter anderem 140 neue Mietwohnungen bauen. Der U-förmige Neubau soll sich zum Fritz-Schloss-Platz hin öffnen. Auch Plätze für besondere Wohnformen, Beratungs- und Büroräume für soziale Träger und andere soziokulturelle Nutzungen plant die WBM in dem Achtgeschosser. Andere Gebäudeteile bleiben dagegen erhalten und werden instandgesetzt.

Das Bauensemble an der Rathenower Straße war Teil eines Kinder- und Jugendzentrums. Erbaut wurde es in den 70er-Jahren im architektonischen Stil des Brutalismus. Der Jugendklub „Zille“, eine Kita, eine Grundschule und eine Turnhalle gehörten dazu. Weil sich das Ensemble über die Jahre sanierungsbedingt stark veränderte, stellte es das Landesdenkmalamt nicht unter Schutz. Zuletzt beherbergte der dreigeschossige Flachbau, der dem neuen Wohnhaus weichen muss, mehrere Vereine, darunter das "Haus der Weisheit". Seit die Abrisspläne 2019 konkreter wurden, verließen immer mehr Vereine das Areal, sofern sie Alternativen gefunden hatten. Der gekündigte Moscheeverein war bis zuletzt geduldet.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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