Kein Bustransport zum Schwimmen
Bezirksamt muss neu ausschreiben

Für viele Schüler der Moabiter Grundschule fällt der regelmäßige Schwimmunterricht derzeit ins Wasser. Normalerweise fahren die Kinder mit einem Busshuttle ins Kombibad Seestraße. Das Bezirksamt musste den Transport jedoch neu ausschreiben, was sich hinzieht. Die Eltern protestieren.

Für Grundschüler ist der Schwimmunterricht obligatorisch. Trotzdem fällt er an Schulen immer wieder aus oder wird gekürzt. Weil das Personal fehlt oder keine Schuttlebusse fahren. Jüngstes Beispiel ist die Moabiter Grundschule an der Paulstraße. Dort müssen die Drittklässler seit Längerem auf das Kombibad Seestraße ausweichen, weil das fußläufige Stadtbad Tiergarten dicht ist. Seit 2019 wird es modernisiert und laut Bäderbetrieben vermutlich auch dieses Jahr nicht mehr öffnen. Das Bezirksamt hat daher einen Bustransport ins Kombibad organisiert. Doch den gibt es seit den Sommerferien nicht mehr. Zum Missfallen der Eltern.

In einem Brief an das Schulamt des Bezirks und die Schulaufsicht des Senats machen sie ihrem Ärger Luft. Weil die „wiederholten Bemühungen von Schulleitung und Eltern, mit dem Schulamt in einen produktiven Austausch zu treten, bisher keinerlei Erfolg“ gezeigt hätten, schreibt Maximilian Mieth, Vizevorsitzender der Gesamtelternvertretung (GEV). Offenbar gäbe es in diesem Schuljahr Probleme mit der Ausschreibung des Bustransports, weshalb er absehbar für mehrere Monate ausfalle.

Kinder mit Behinderung
ausgeschlossen

Alternativ sei den Eltern der Fußmarsch zum gut fünf Kilometer entfernten Kombibad oder der ÖPNV vorgeschlagen worden. Ihre Kinder zu Fuß auf den Weg zu schicken, halten die Eltern für einen „absurden Vorschlag“. Und für Bus oder Bahn stehe nicht genug Schulpersonal zur Verfügung. Deshalb „fahren die Kinder nun nur noch alle zwei Wochen zum Schwimmunterricht, müssen einen sehr beschwerlichen Weg in Kauf nehmen und sind teilweise erst sehr spät am Nachmittag wieder zurück in der Schule.“ Vor allem für Kinder mit einer Behinderung sei es nicht möglich, unter diesen Bedingungen am Schwimmunterricht teilzunehmen. Kurzum: „Die aktuelle Situation führt zu Unterrichtsausfall, Überforderung von Schülern und Lehrpersonal und zum Ausschluss von Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf“.

Das Bezirksamt und die Schulaufsicht fordert die GEV auf, den Bustransport schnellstmöglichst sicherzustellen und Unternehmen zu finden, die diese Leistung kurzfristig anbieten können. Der Bezirkselternausschuss unterstützt die GEV.

Das Bezirksamt erklärt dazu: „Die Schulkinder in Mitte wurden sowohl in der Vergangenheit zum Schwimmunterricht befördert und sollen auch künftig davon profitieren.“ Und zwar unabhängig davon, dass der „Schwimmbus“ eine Kann- und keine Muss-Leistung sei. Im Fall der Moabiter Drittklässler sei ein Start der Busbeförderung trotz aller Bemühungen des Schulträgers (Bezirksamt) vor den Herbstferien nicht mehr möglich.

Interimsvergaben "rechtlich
nicht mehr vertretbar"

Als Grund nennt das Bezirksamt das langwierige Vergabeverfahren. Der Bustransport wurde demnach zuletzt mitten in der Pandemie im April/Mai 2020 ausgeschrieben und sollte ab August starten. Dauer: drei Jahre. „Da die Kosten den vorgegebenen Schwellenwert überschritten, musste ein europaweiteres Vergabeverfahren durchgeführt werden“, informiert eine Sprecherin des Bezirksamtes. Wegen einer gerichtlichen Rüge sei das Verfahren dann aber angehalten worden und habe sich bis Ende 2021 hingezogen. Im Ergebnis der Verhandlung und dem Urteil vor der Vergabekammer hätten dann mehrere Bieter aus unterschiedlichen Gründen vom Vergabeverfahren ausgeschlossen werden müssen. Was eine Neuausschreibung des Bustransports nötig machte.

Wegen der Dringlichkeit habe das Schulamt die Kinder dann bis zu den Sommerferien mit Interimsvergaben zum Schwimmunterricht befördert. Das war allerdings nur als Zwischenlösung bis zur erneuten Ausschreibung mit gleicher Wettbewerbschance für alle Firmen gedacht. Weil das Bezirksamt „Rückfragen von Anwälten“ erreichten, werde derzeit von einer Beförderung der Kinder bis zur Neuvergabe abgesehen. „Weitere Interimsvergaben sind rechtlich nicht mehr vertretbar." Laut Bezirksamt wird die Busleistung gerade beschrieben und zeitnah auf der Vergabeplattform eingestellt. Personelle Ausfälle im Schulamt seit dem Sommer hätten die Ausschreibung verzögert.

Mitte gab 2017 rund 195 000 Euro für den „Schwimmbus“ aus. Aktuellere Preise will das Bezirksamt wegen des anstehenden Wettbewerbs nicht nennen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 44× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 455× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.055× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.