Moabit hält den Atem an: Zehntausend Menschen von Bombenfund in der Heidestraße betroffen

Aufatmen um 13.19 Uhr. Am 20. April twitterte um diese Zeit die Polizei: „Kurzer Knall. Der Zünder wurde soeben abseits der Weltkriegsbombe kontrolliert gesprengt.“ Nach nur 31 Minuten hatten die Feuerwerker des Landeskriminalamts die Entschärfung zu Ende gebracht.

Einige Tage zuvor war bei Bauarbeiten in der Heidestraße der 500-Kilogramm-Blindgänger entdeckt und die Entschärfung der britischen Fliegerbombe auf den 20. April terminiert worden. Von dem Sperrkreis, den die Polizei in einem 800-Meter-Radius um die Bombenfundstelle zog, waren zehntausend Menschen betroffen. Sie mussten ihre Wohnungen und Arbeitsplätze verlassen. Die Evakuierung koordinierte das Bezirksamt Mitte. Eine Räumung in diesem Umfang habe es noch nie gegeben, sagt ein Bezirksamtsmitarbeiter. Gesperrt wurden zahlreiche Straßen und der Tiergartentunnel.

Im Sperrkreis lagen Firmen und Geschäfte, aber auch wichtige Institutionen wie der Bundesnachrichtendienst, das Bundeswirtschaftsministerium, Teile des Verkehrsministeriums, das Sozialgericht, das Bundeswehrkrankenhaus und die Charité sowie das Museum Hamburger Bahnhof.

Moabit und die ganze Stadt hielten den Atem an. Bundeswehrkrankenhaus und Charité wurden zum Teil evakuiert, Firmen und Geschäfte ganz. Den ganzen Tag über blieben das Sozialgericht und das Museum Hamburger Bahnhof geschlossen.

Im Sperrkreis befand sich auch der Hauptbahnhof. Bis zehn Uhr hielten dort noch Züge. Um 11.30 Uhr wurde der Zugverkehr eingestellt, der Bahnhof komplett geräumt. S-Bahnen, Nahverkehrszüge, Trams und Busse stehen still. Fernzüge fuhren andere Bahnhöfe in der Stadt an. 300 000 Reisende waren betroffen. Berlins Verkehrsdrehscheibe – ein Geisterbahnhof. „So ruhig war es hier noch nie“, heißt es in einem Tweet der Deutsche Bahn-Pressestelle. Kurz vor 15 Uhr rollten die Züge dann wieder und die Stadt fand zu ihrem umtriebigen Alltag zurück. Die unschädlich gemachte Weltkriegsbombe wurde am 25. Mai auf einem Sprengplatz im Grunewald gesprengt.

Rund 3 000 Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegen laut Senatsverwaltung für Umwelt noch im Boden. Die Alliierten warfen bis 1945 mehr als 45 000 Tonnen Sprengstoff über der Stadt ab.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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