Mal prunkvoll, mal nüchtern
Ausstellung zeigt Bürgermeisterzimmer im ehemaligen Bürgermeisterbüro des Rathauses Tiergarten
Im ehemaligen Büro des Bezirksbürgermeisters im Rathaus Tiergarten ist noch bis 25. Januar, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, die Ausstellung „Bürgermeisterzimmer in Deutschland“ zu sehen. Die Wahl des Ausstellungsortes sei „eine reizvolle Idee“, wie der Fotograf der Amtsstuben, Jörg Winde, befand.
In einem Raum aus der Zeit eines totalitären Regimes werden Fotografien von Bürgermeisterzimmern in einem demokratisch verfassten Staat gezeigt. Es ist eine zwar kleine, aber sehr aussagekräftige Auswahl von Windes 120 Fotos, die über sieben Jahre landauf, landab entstanden sind.
In Moabit werden Einblicke in eine der Öffentlichkeit zumeist verschlossene Welt gewährt: in die Büros der Bürgermeister von Bonn, Bremen, Husum, Meißen, Schwäbisch Hall, Lindau, Stuttgart, Sindelfingen – und Berlin in der Ära Wowereit. Die Räume sind mal mehr oder weniger prunkvoll, mal nüchtern-funktional.
Jeweils einen Tag habe Jörg Winde zum Fotografieren eines Bürgermeisterzimmers mit seiner analogen Großformatkamera gebraucht, erzählt Sigrid Schulze, Sammlungsleiterin im Mitte Museum und gemeinsam mit Anke Steinfurth Kuratorin der Schau. Zuvor schoss Winde Testfotos mit der Polaroid. Sie sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Häufig wurde der freischaffende Architektur-, Interieur- und Industriefotograf und Professor für Fotografie in Dortmund bei seiner Arbeit streng überwacht, wie beispielsweise in Berlin. Und alle Amtsstuben wurden zuvor akribisch aufgeräumt. Auch wenn auf keinem Foto ein Bürgermeister zu sehen sei, erfahre der Betrachter doch etwas über dessen Amtsverständnis. „Wie er sich mit seiner Arbeit sieht, wie er repräsentieren will“, sagt Sigrid Schulze.
Die Ausstellung endet am 25. Januar mit einem Gespräch, das die Fotohistorikerin Franziska Schmidt mit Jörg Winde führt. Beginn ist um 17 Uhr.
Das historische Bürgermeisterzimmer im 1936 bis 1937 errichteten Rathaus Tiergarten, das diese Funktion acht Jahrzehnte lang ununterbrochen erfüllt hat, bleibt dauerhaft Ausstellungsort. Es sei Aufgabe des Museums, die Geschichte der Verwaltung und des Raumes auf verschiedenste Weise zu thematisieren, erklärt Sigrid Schulze.
In noch nicht absehbarer Zeit soll der originale Parkettboden unter der jetzigen Auslegeware zum Vorschein kommen und die Türklinken durch ursprüngliche ersetzt werden. Das Denkmalamt wird zudem prüfen, ob die Verglasung der Wandschränke original sind. Fotos gibt es nicht.
Eine Anekdote zum Schluss: Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) regte die Ausstellung dazu an, bei der Berliner Morgenpost für den dann realisierten Beitrag „Das sind die Büros von Berlins Bezirksbürgermeistern“ zu werben: Die zwölf Bürgermeisterinnen und Bürgermeister posieren in ihren Büros an ihren jeweiligen Schreibtischen; Stephan von Dassel an einem historischen Möbel aus Familienbesitz.
Infos zur Ausstellung unter www.buergermeisterzimmer.de.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.