Einfach und kostengünstig
Focus-Dienstleistungszentrum verblüfft noch heute

Bis heute ein außergewöhnlicher Blickfang: das Focus-Dienstleistungszentrum an der Lessingbrücke. | Foto: KEN
  • Bis heute ein außergewöhnlicher Blickfang: das Focus-Dienstleistungszentrum an der Lessingbrücke.
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In die Diskussion um fehlende Wohnungen, explodierende Mieten, Mietpreisbremse und Mietendeckel tritt ein weiterer Aspekt immer stärker in den Vordergrund: der der Gewerbeimmobilien. Auch sie fehlen. Auch dort steigen die Mietpreise. Vielleicht lohnt ein Blick zurück in die 1980er-Jahre und beispielhaft auf eine Gewerbeimmobilie in Moabit.

Dem Fahrgast eines Ausflugsschiffes auf der Spree und dem Passanten, der über die Lessingbrücke Richtung Moabit geht, fällt der Komplex sofort ins Auge. Der große, bastiongleiche Kubus auf dem ehemaligen Gelände der Kampffmeyer-Mühlen – der historische Verladeturm der Mühle steht noch – durchbricht Sehgewohnheiten: Statt der üblichen Aluminiumfassade von Gewerbeimmobilien ein rot-blauer Würfel, ein echter Hingucker.

Die aus einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangenen Architekten des Ensembles, Joachim Ganz und Walter Rolfes, hatten sich in einem strengen Kostenrahmen zu bewegen. Das als „Focus Business Service Center Berlin“ 1987 bis 1990 errichtete Gebäude sollte ohne Mittel der öffentlichen Hand verwirklicht werden.

Baukosten um zwei Drittel gesenkt

Für ein Absenken der Baukosten um zwei Drittel erdachten die Architekten ein schnell und variabel zu montierendes Betonfertigteilsystem. Ein Betonskelett wurde mit quadratischen Betonelementen verkleidet. Die Elemente bestehen, man staune, aus Florentiner Terrakotta. In den industriell hergestellten Teilen sind die Fenster gleich eingebaut. Die Fugen zwischen den Elementen werden durch kräftigblaue Abdeckprofile kaschiert und geben dem Komplex ein schachbrettartiges Äußeres.

Das Focus entstand in zwei Bauabschnitten. Bis 1988 wurde der eingangs beschriebene Büroturm an der Lessingbrücke und viergeschossige Bürotrakte gebaut. Daran schließt sich eine langgestreckte, flache Halle an. In einem zweiten Bauabschnitt entstanden fünf weitere Blöcke. Sie sind durch Gebäudeglieder miteinander verbunden. Was dann die Form eines Kammes annimmt.

So modern die Focus-Architektur seit 30 Jahren wirkt, so verbunden bleibt sie mit der Tradition Berliner Gewerbebauten. Sie knüpft an das Berliner Backstein-Gewerbehaus und an die Berliner Mietfabrik des 19. Jahrhunderts an.

Ursprünglich war das Focus als Dienstleistungszentrum der Computer- und Elektronikbranche gedacht. Heute haben dort unter anderem eine Privatuniversität, ein Weiterbildungszentrum und – ja – ein Softwarehaus ihren Sitz.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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