Gentrifizierung als Kunst: „Ortstermin“ in Moabit widmet sich der Verdrängung
Moabit. Das ist schon einzigartig: Mehr als 300 Künstler beteiligen sich in diesem Jahr an der Aktion mit offenen Ateliers, Ausstellungen und Kunst im öffentlichen Raum. Ihr Thema ist die vielerorts diskutierte „Gentrifizierung“.
Es sind Studenten, Angehörige von Subkulturen, Künstler, die ein Quartier für sich entdecken. Durch ihre kulturellen Aktivitäten machen sie die Gegenden für andere attraktiv, lassen Szene-Klubs und schicke Lokale entstehen und schließlich locken sie damit Investoren. Mieten steigen, Finanzschwache wandern ab, werden nahezu verdrängt – das ist der Lauf der Gentrifizierung.
Zu den Verdrängten gehören oft auch Künstler, jene, die ihr Quartier nachhaltig prägen. Kein Wunder, dass nun Künstler aus Moabit sich beim diesjährigen „Ortstermin“ des Kunstvereins Tiergarten vom 3. bis 19. Juli dem vielschichtigen und in Berlin meistdiskutierten Thema angenommen haben.
Parkanlagen, Straßengegenden oder auch öffentliche Plätze: An 16 Orten in Moabit gibt es künstlerische Arbeiten zur Verdrängung von Menschen, „die immer schon hier leben oder vor langer Zeit hinzukamen“, wie es Kulturstadträtin Sabine Weißler formuliert.
Eröffnung zum etwas anderen Kunstfestival ist am 3. Juli. Um 18 Uhr in der Galerie Nord des Kunstvereins Tiergarten, Turmstraße 75, sprechen Stadträtin Sabine Weißler sowie die Projektleiter Claudia Beelitz und Christian Hamm. Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt von der SVA-Band der Musikschule Fanny Hensel und der Popschule Berlin unter der Stabführung von Thomas Bergmann.
Katharina Kampfh und Sabrina Schieke starten danach ihre interaktive Aktion „In Kopie Box“. Ab 19 Uhr können Kunstinteressierte zahlreiche weitere Ausstellungseröffnungen an den unterschiedlichsten Orten in Moabit erleben. Christian Hamm und Claudia Beelitz laden zu einer Erkundung der Ausstellung „lost in paradise“ im Kiez ein.
Der 4. und 5. Juli gehört ebenfalls zur Auftaktreihe. Jeweils von 14 bis 19 Uhr werden die Türen zu den Ateliers geöffnet. Performances, interaktive Kunstprojekte und Videos veranschaulichen künstlerisch das Thema. Kunst- und Kulturinteressierte führen Besucher auf verschiedenen Routen zu den Kunstorten, wo sie die Künstler dann auch vorstellen und Gespräche moderieren.
Alle Infos gibt es unter www.kunstverein-tiergarten.de.
KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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