Eine Hecke wie in Versailles
Neugestaltung der Gedenkstätte Levetzowstraße beginnt am 20. Juni
Alle Vorplanungen sind abgeschlossen. Am 20. Juni sollen die Arbeiten zur Neugestaltung der Mahn- und Gedenkstätte an der Levetzowstraße nun tatsächlich beginnen.
„Plus minus ein, zwei Tage“, wie Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) auf einer Pressekonferenz am 27. Mai präzisierte. Die Kosten betragen rund 250 000 Euro. Das Bezirksamt finanziert das Vorhaben selbst.
Die Restaurierung der Gedenkstätte war notwendig geworden, weil der Spielplatz und seine über die Jahre installierten Spielgeräte und -bereiche dem ursprünglichen Konzept der Architekten Jürgen Wenzel, Peter Herbich und Theseus Bappert zuwiderläuft. Auch der Spielplatz wird neu gestaltet.
Der Entwurf „Mahnmal Flammenwand“ der Architekten, die 1985 den offenen Wettbewerb West-Berlins für die geplante Gedenkstätte gewonnen hatten, umfasst an der Stelle der ehemaligen Synagoge an der Levetzowstraße eine Rampe und einen Waggon, abstrahierte Figuren, die „Menschenpakete“ darstellen sollen, ein gusseisernes Relief, das alle 36 Berliner Vereins- und Gemeindesynagogen zeigt, und dahinter eine hoch aufragende Schrifttafel, auf der alle Deportationen von Berlin in den Osten zwischen Oktober 1941 und März/April 1945 angeführt sind. Das Ensemble will an die Zerstörung der Synagoge und des jüdischen Lebens erinnern. Den Spielplatz sieht Stadträtin Sabine Weißler als Teil der Gedenkstätte.
Wiedereröffnung für 9. November geplant
Die größte Herausforderung der Neugestaltung, so die Stadträtin, sei die Hochhecke, die gesetzt werden und die Dimensionen der einstigen Synagoge nachempfinden soll. Eine solche hochstämmige Hainbuchenhecke kennt Sabine Weißler nur aus Versailles. In Berlin gebe es etwas Vergleichbares noch nicht.
Da keine Tiefbauarbeiten anfallen, rechnet Stadträtin Weißler mit der Wiedereröffnung der Gedenkstätte zum 9. November, dem Tag, an dem alljährlich an die Pogromnacht 1938 gedacht wird. Während der Bauzeit wird ein Bauschild Passanten über das Vorhaben informieren. Geplant sind zudem Führungen für Anwohner, auf denen erläutert wird, „wie es künftig sein soll“.
Wie die Kulturstadträtin weiter mitteilte, soll auch der Weg der Berliner Juden von der zum Sammellager umfunktionierten Synagoge an der Levetzowstraße zu den Deportationsgleisen am ehemaligen Güterbahnhof Moabit im Straßenbild sichtbar gemacht werden; eine Forderung, die die Initiative „Sie waren Nachbarn“ schon lange erhebt. Der Bezirk wird dazu einen künstlerischen Wettbewerb zur Gestaltung dieser Routenmarkierung ausloben. Die Bezirksverordnetenversammlung habe sich inzwischen zu diesem Projekt „bekannt“, so Weißler.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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