Schüler verwandeln Klassenzimmer in eine gute Stube
Unter erschwerten Bedingungen, wie Konrektor Gerd Combecher berichtet. Wegen Brandschutzmängeln mussten die meisten der 540 Schüler in eine leer stehende Schule in der Pankstraße untergebracht werden. Nur die vierten Klassen verblieben in der Rathenower Straße 18 und trafen sich ein Jahr lang einmal in der Woche für zwei Stunden mit den drei Damen der Künstlerinnengruppe "Dailybread Berlin".
Hanneke van der Hoeven, Christiane Keppler und Bärbel Rothhaar leben und arbeiten in Moabit. "Jede von uns macht ihre eigene Kunst. Gemeinsam setzen wir Projekte für den öffentlichen Raum sowie Schulprojekte um", erläutert Bärbel Rothhaar. Vieles davon in Moabit. So haben die Kunstschaffenden 2013 im Zentrum für Kunst und Urbanistik mit älteren Menschen das Projekt "Life Lines" durchgeführt. Van der Hoeven, Keppler und Rothhaar arbeiten mit Texten, Bildern, Installationen und Projektionen. Für das vom Berliner Projektfonds "Kulturelle Bildung" geförderte Vorhaben haben sie gemeinsam mit den Kindern überlegt, was man tun kann, um sich in der Schule zu Hause zu fühlen und Spaß am Lernen zu haben.
Die Kinder haben erzählt und Sofas der eigenen Wohnung, das Klassenzimmer von innen, die Schule von außen gezeichnet und gemalt. Mit Möbelhauskatalogen wurden Collagen von Wunsch-Klassenzimmern gebastelt und sogar als dreidimensionale Modelle gebaut. Auch Ausflüge standen auf dem Programm. "Dailybread" besuchte mit den Viertklässern beispielsweise das Mitte-Museum, um sich über das Leben vor 100 Jahren zu informieren. Oder sie lernten im Zentrum für Kunst und Urbanistik in der Moabiter Siemensstraße den "Abfall-Architekten" Jan Körbes kennen, der in einem weißen Futtermittelsilo aus Kunststoff ein mobiles Heim gebaut hat.
"Die Ideen der Kinder führten zum Konzept einer Belohnungs-Ecke im Klassenzimmer", sagt Christiane Keppler. Wie bei der Präsentation der Ausstellung am 7. Mai auszuprobieren war, laden Tierkissen und mit Buchstaben verzierte Sitzsäcke zum Kuscheln ein. Alles haben die Kinder selbst genäht. Auch den darüber aufgehängten Stoffbaldachin, der in Siebdrucktechnik mit eigenen Motiven bedruckt wurde. Die Sofa-Bilder der Schüler finden sich vergrößert auf einem mehrteiligen Wandgemälde wieder. Die gegenüberliegenden Flurwand ist mit einer größeren "Wortarbeit" verziert. Sie ist aus der Beschäftigung mit lyrischen Texten hervorgegangen. Eine "Wörter-Schatzkiste" und schließlich ein Wandtext über die Freundschaft wurden entwickelt.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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