So bunt wie der Regenbogen: Riesenlilien erinnern an schwule Emanzipationsbewegung

Senator Dirk Behrendt (Mitte) und LSVD-Geschäftsführer Jörg Steinert (Zweiter von rechts) durchschneiden gemeinsam mit Gästen das Einweihungsband. | Foto: KEN
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Tiergarten. Wie Alice im Wunderland mag sich einer fühlen, der zwischen die sechs riesigen, bunten Calla-Lilien aus Metall tritt. Das farbenfrohe, fröhliche Blumen-Ensemble am Magnus-Hirschfeld-Ufer mit seiner poppig-flockig-leichten Anmutung aber hat ein wichtiges Anliegen: Es ist ein Denkmal für die weltweit erste homosexuelle Emanzipationsbewegung. Am 7. September wurde es eingeweiht.

Vorstand und Kuratorium des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Berlin-Brandenburg haben sich über Jahre für das Denkmal eingesetzt. Es soll nicht nur ein Ort des Gedenkens sein, sondern auch in die Zukunft weisen, so Verbandsgeschäftsführer Jörg Steinert. Besonders stolz zeigte sich Steinert, dass für das Denkmal wie für den Kampf gegen Homosexuellenfeindlichkeit die Zivilgesellschaft und parteiübergreifend die Politik an der Seite des LSVD stehen.

Wie die Idee für das Denkmal entstanden ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Aber seit seiner Gründung vor 25 Jahren ist es das Bestreben des LSVD gewesen, Magnus Hirschfeld (1868-1935), den Pionier der homosexuellen Emanzipation, im Stadtraum sichtbar zu machen. Auf der Spreepromenade zwischen Luther- und Moltkebrücke, die seit 2008 nach Hirschfeld benannt ist, steht nun neben den beiden 2011 installierten Gedenktafeln für die homosexuelle Emanzipationsbewegung das neue Denkmal. Für dessen künstlerische Ausgestaltung ist maßgeblich die „Hirschfeld-AG“ der kooperierenden Universität der Künste (UdK) verantwortlich, ein internationales Kollektiv junger Künstler unter Leitung von Wolfgang Knapp, dem Beauftragten des UdK-Präsidenten für Postgraduale Studien und Kooperationen sowie Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut „Kunst im Kontext“.

Der Entwurf „Calla“, auf den die Wahl im November 2015 durch Entscheid einer hochkarätig besetzten Jury fiel, konnte dank Spenden und einer Zuwendung der Lotto-Stiftung Berlin verwirklicht werden. Das Bezirksamt Mitte hat das Flurstück an der Uferpromenade kostenlos zur Verfügung gestellt. Der rot-rot-grüne Berliner Senat hat in seinem Koalitionsvertrag vereinbart, für die Instandhaltung des Denkmals zu sorgen. Die Stromnetz Berlin GmbH, seit 2015 Sponsor des Christopher Street Days und Mitglied im Bündnis gegen Homophobie, hat einen Stromanschluss gelegt, sodass das Monument abends durch Bodenstrahler in Szene gesetzt wird. Bei dieser Gelegenheit hat die Vattenfall-Netztochter auch die gesamte Beleuchtung am Magnus-Hirschfeld-Ufer saniert.

Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), der in Vertretung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) an der Einweihung des Denkmals teilnahm, sagte über „Calla“, es mache die Geschichte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen im Berliner Stadtbild sichtbar und ermutige und mahne, sich weiter weltweit für die Menschenrechte und die sexuelle Selbstbestimmung aller einzusetzen. Das in den Regenbogenfarben gehaltene Denkmal schlage symbolisch den Bogen von der historischen Emanzipationsbewegung zur heutigen Bewegung, die die Kämpfe um Anerkennung und Gleichberechtigung fortsetze. „Ein wundervolles Denkmal“, lobte Behrendt, der dem Monument „eine große Wirkung“ wünscht. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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