Waffen- und Munitionsfabrik
Wie eine einfache Arbeiterin die Revolution beförderte

Gebäude der ehemaligen Waffen- und Munitionsfabrik an der Kaiserin-Augusta-Allee. | Foto: KEN
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  • Gebäude der ehemaligen Waffen- und Munitionsfabrik an der Kaiserin-Augusta-Allee.
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Ein Jahrhundert nach den umwälzenden Geschehnissen wirft Berlin einen Blick zurück auf die Revolution von 1918/1919. Genauer gesagt sind es Blicke auf 100 Orte, die in der soeben erschienen Publikation „Es lebe das Neue! Berlin in der Revolution 1918/19“ aus dem Hause des Kultursenators Klaus Lederer (Linke) versammelt sind. Ein bedeutender Schauplatz historischer Umwälzungen befindet sich in Moabit.

„Steh auf, Arthur, heute ist Revolution“, soll Cläre Casper, eine „einfache Arbeiterin“ (Frauengeschichtsforscherin Claudia von Gélieu) der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik an der Kaiserin-Augusta-Allee, ihrem Genossen Arthur Schöttler am Morgen des 9. November 1918 zugerufen haben.

An den Vorbereitungen für den geplanten Umsturz hatten sich Cläre Casper (1894-1976), Mitglied der sozialistischen SPD-Abspaltung „Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands“, später der KPD, und Arthur Schöttler über Monate beteiligt. Cläre Casper war schon im Januar 1918 als einzige Frau in der Streikleitung des von den Revolutionären Obleuten organisierten, legendären Munitionsarbeiterstreiks tätig gewesen. Die Revolutionären Obleute, Befürworter einer deutschen Räterepublik nach sowjetischem Vorbild, gehörten später zu den Initiatoren des sogenannten Spartakusaufstands vom 5. bis 12. Januar 1919. Beim Januarstreik gingen in Berlin schließlich 400 000 Menschen für eine sofortige Beendigung des Krieges auf die Straße.

Waffenlager zu Hause

Caspers und Schöttlers Aufgabe am 9. November 1918: Morgens vor den Werktoren in der Kaiserin-Augusta-Allee Flugblätter verteilen, die Arbeiterinnen und Arbeiter zum Aufstand bewegen und sie bewaffnen. Für die Bewaffnung der Arbeiterschaft hatte Cläre Casper bereits seit dem Sommer ihren Teil beigetragen. Ihre Wohnung diente als Zwischenlager. Selbst die Polizei konnte sich trotz Verdächtigungen der Nachbarn nicht vorstellen, dass eine junge, alleinstehende Frau sich „mit so aufregenden und gefährlichen Dingen abgeben könnte“.

„Der Plan ging auf. Die Arbeiterschaft der Fabrik schloss sich zu einem riesigen Demonstrationszug Richtung Innenstadt zusammen, an der Spitze wurden Waffen getragen“, heißt es in der Veröffentlichung von Moritz van Dülmen und Bjoern Weigel von der Kulturprojekte Berlin GmbH.

Freude und Tod

Cläre Casper zog mit den Arbeitern bis vor den Reichstag, der „ohne einen Schuss“ besetzt wurde, und erlebte, wie der SPD-Politiker Philipp Scheidemann vor rund einer Million Menschen auf dem heutigen Platz der Republik das Ende der Monarchie verkündete. Am Abend kehrte sie „todmüde, aber glücklich“ heim. Caspers Genosse Arthur Schöttler wurde später beim Spartakusaufstand nach der beendeten Besetzung der SPD-Zeitung „Vorwärts“ festgenommen und in der Dragonerkaserne in Kreuzberg nach Misshandlungen erschossen.

„Es lebe das Neue! Berlin in der Revolution 1918/19“ von den Autoren Moritz van Dülmen und Bjoern Weigel ist für 9,90 Euro erhältlich; ISBN-Nummer 978-3-940231-15-4.

Gebäude der ehemaligen Waffen- und Munitionsfabrik an der Kaiserin-Augusta-Allee. | Foto: KEN
Cläre Casper in der Publikation der Kulturprojekte GmbH. | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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