"Jeder Tag ist neu und interessant"
Klaus-Peter Rimpel feiert das 40-jährige Bestehen seiner Dorotheenstädtischen Buchhandlung
Was den Buchhandel angeht, sei Moabit-Ost Ende der siebziger Jahre eine Wüstenei gewesen, erinnert sich Klaus-Peter Rimpel. In diesem Jahr feiern der Buchhändler sein 40. Geschäftsjubiläum.
1979 eröffnete Klaus-Peter Rimpel in der Turmstraße 5 seine Dorotheenstädtische Buchhandlung. Da war der Mann von der „Waterkant“ schon ein alter Hase in dem Metier. 1967 war der gebürtige Sylter, Jahrgang 1949, nach Westberlin gekommen, um dem Wehrdienst zu entgehen und um eine Buchhändlerlehre in Neukölln zu absolvieren. Klaus-Peter Rimpel arbeitete in der Buchabteilung des KaDeWe. Später baute er die Taschenbuchabteilung im damaligen Kaufhaus Wertheim am Kurfürstendamm auf und übernahm deren Leitung, bevor er für zehn Jahre in eine kleine Buchhandlung in der Siedlung Onkel Toms Hütte in Zehlendorf wechselte. „Danach habe ich die Moabiter überfallen.“
Die Leidenschaft für Bücher und Schriftsteller in dem Jungen hatte schon früh die Bibliothekarin der Stadtbibliothek in seiner Heimatstadt Westerland geweckt. „Sie war begeisterungsfähig“, sagt der Buchhändler im Rückblick. „Und ich der Schrecken der Bücherei. Ich habe immer zu viele und häufig nicht altersgerechte Bücher weggeschleppt.“ Zu seinen Lieblingsautoren gehören bis heute Kurt Tucholsky, Heinrich Heine, die alten Griechen und Cervantes. „Den Don Quijote lese ich gerade zum dritten Mal. Man entdeckt immer etwas Neues.“
Tabakduft und Harfenklänge
Tausende Bücher stehen und liegen hinter den großen Schaufenstern der Dorotheenstädtischen Buchhandlung. Er führe die neuen und neuesten Erscheinungen auf dem Buchmarkt, das normale Sortiment eben, sagt Klaus-Peter Rimpel. Man muss hier dem Ehrenmitglied im Berliner Schriftstellerverband der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi widersprechen. Eine der gängigen Mainstream-Buchhandlungen ist die Dorotheenstädtische Buchhandlung gewiss nicht. Bücher vieler kleiner Verlage sind zu entdecken, dazu Raritäten wie druckgrafische Werke zu Handschriften des Mittelalters.
Wer die Buchhandlung betritt, fühlt sich wie in einem Wohnzimmer: der Duft würzigen Tabaks liegt in der Luft. Das Markenzeichen des Inhabers ist seine Pfeife, die er dann und wann anzündet. Aus der „Kunststätte Dorothea“, wie Klaus-Peter Rimpel seinen rückwärtig gelegenen Saal für Veranstaltungen genannt hat, klingen Harfenlaute. „Zweimal in der Woche findet dort Unterricht statt“, erläutert der Buchhändler. Überhaupt die Kunststätte; sie gehört seit vier Jahrzehnten zur Buchhandlung und ist inzwischen ein wichtiger Kulturtreff in Moabit. Zurzeit wird dort die Ausstellung „Cartoons gegen Rechts“ gezeigt.
Dampferfahrt zum Jubiläum
Wie er sein Jubiläum begehen wird, überlegt Klaus-Peter Rimpel noch. „Ich feiere nicht gern“, gesteht er. Soviel steht schon fest: Es wird einen größeren Abend mit finnischer und argentinischer Tangomusik und eine Veranstaltung in der Reihe „Crime und Wein“ geben. Geplant ist noch eine Jubiläums-Dampferfahrt auf der Spree gemeinsam mit der Berliner Geschichtswerkstatt. Wer Interesse hat, kann nach Anmeldung mitfahren.
„Wir machen weiter“, sagt Buchhändler Rimpel über die Zukunft der Dorotheenstädtischen Buchhandlung in Moabit und ihrer Filiale in Spandau. „Jeder Tag ist neu und interessant. Ich fühle mich wohl.“ Er könne von seiner Buchhandlung gut leben, erklärt Rimpel. Rund zehn Prozent der Bevölkerung lese regelmäßig Bücher. Das sei schon immer so gewesen, allen wiederkehrenden Klagen aus der Branche zum Trotz. „Man wird nicht reich. Aber es hat immer gereicht.“
Die regelmäßig lesende Kundschaft der Dorotheenstädtischen setzt sich aus Stammkunden aus Moabit und ganz Berlin zusammen. Laufkundschaft existiert nicht, auch weil die Buchhandlung „neben der Rennstrecke“ der Touristen liegt – was Klaus-Peter Rimpel als durchaus angenehm empfindet.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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