"Der Dialog mit Akelius ist vorbei"
Senioren am Hansaufer werfen Immobilienkonzern vor, ihnen den Gemeinschaftsraum wegzunehmen
Vor ein paar Jahren hatte Akelius eine ziemlich schlechte Presse. Das schwedische Immobilienunternehmen wollte eine ehemalige Seniorenwohnanlage am Hansa-Ufer sanieren. Betagte Mieter befürchteten jahrelangen Baulärm, erhöhte Mieten und den Verlust ihres Zuhauses. Auf Druck von Mietern, Medien und Zivilgesellschaft lenkte Akelius schließlich ein und setzte auf Dialog mit den Senioren. Damit soll es jetzt vorbei sein, so die Senioren vom Hansa-Ufer.
Der Vorwurf lautet: Akelius wolle den Senioren den so wichtigen Gemeinschaftsraum nehmen. Und das bereits im Februar. Am 13. Januar habe ein Unternehmensmitarbeiter ein Schreiben verteilt, in dem mehrere Maßnahmen angekündigt worden seien. So seien die Mieter aufgefordert worden, bis 30. Januar alle persönlichen Wertgegenstände aus dem Raum im Erdgeschoss zu entfernen. Für die alten Menschen, die häufig in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, sei der Raum nach eigenen Worten „das Zentrum ihres sozialen Lebens“. Dort wird gemeinsam gefrühstückt, musiziert, gefeiert. Im Gemeinschaftsraum befinden sich unter anderem ein Flachbildfernseher, Musikinstrumente, eine Hifi-Anlage, Tonträger, Lebensmittel und Küchenutensilien.
Die sollen dort nun nicht mehr verwahrt werden dürfen. Ebensowenig die Schilder und Plakate aus der Zeit des „Kampfes“ der Senioren gegen die „Gentrifizierung“, die Akelius in ihren Augen mit der Sanierung 2014 plante.
Raum wird Tag und Nacht zugänglich
Am 30. Januar, so habe es Akelius angekündigt, würde das Schloss zum Gemeinschaftsraum ausgetauscht. Jeder Mieter in den 66 Wohnungen der Anlage soll künftig zu jeder Tages- und Nachtzeit den Raum ohne Absprache betreten dürfen.
Die Senioren fragen sich, warum diese Maßnahme erfolgt. Auch bisher habe jeder Mieter den Raum betreten dürfen, wann immer er wollte – nach Absprache mit einem der drei Koordinatoren aus der Mieterschaft, die Schlüssel zum Gemeinschaftsraum besaßen. Das sei in Absprache mit Akelius erfolgt, so die Senioren. „So war immer bekannt, wer wann wie den Raum nutzte. Dadurch waren die darin befindlichen Wertgegenstände und Materialien geschützt“, erläutert die Sprecherin der Mietergemeinschaft, Eva-Maria Kaes.
Akelius hat auf eine Anfrage der Berliner Woche zu dem Fall reagiert, nicht ohne extra darauf hinzuweisen, „dass eine inhaltlich falsche Berichterstattung rechtswidrig ist und die dadurch begangenen Rechtsverletzungen (presse-)rechtliche Schritte nach sich ziehen werden“.
Akelius weist Vorwürfe zurück
Der Leiter von Akelius Berlin-West, Pawel Wysocki, stellt klar: Keine Mieterpartei habe für den Raum einen gesonderten Vertrag oder dergleichen abgeschlossen und dementsprechend auch keinen Vorrang bei der Nutzung. Der Gemeinschaftsraum sei für die gesamte Mieterschaft im Hause da. „Es erreichten uns zunehmend Beschwerden, dass der Raum nur von einer bestimmten Gruppe im Haus genutzt wird, die den Zugang für andere Mieter erschwert“, so Wysocki weiter. „Den Vorwurf, wir würden den Treffpunkt einiger Mieter wegnehmen, weisen wir ausdrücklich zurück, da der Zugang zu diesem Raum und die Nutzungsmöglichkeit weiterhin bestehen bleibt.“ Auch für eigene Veranstaltungen nutzt Akelius den Raum, etwa bei Sammelbesichtigungen für Wohnungen.
Die Mitteilung über den Austausch des Schlosszylinders des Gemeinschaftsraumes sei rechtzeitig angekündigt worden, beton Pawel Wysocki. Die Ankündigung ermögliche allen Mietern, ihre privaten Wertgegenstände entsprechend vorher sicherzustellen.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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