Etwas Licht im Dunkeln
Stephanie Wintermann vom Mitte Museum recherchierte über den Architekten Wilhelm Kiehnel
Unlängst haben wir in der Reihe „Kiez-Kompass“ ein Wohnhaus in der Elberfelder Straße vorgestellt. Allzu gern hätten wir etwas über den Schöpfer des ungewöhnlichen Gebäudes mit der Hausnummer 35 mitgeteilt. Dank ersten Recherchen von Stephanie Wintermann, der wissenschaftlichen Volontärin am Mitte Museum, kann das nun nachgeholt werden.
„Es ist in der Tat nicht leicht, Informationen über ihn zu bekommen“, sagt Stephanie Wintermann. Die Rede ist von Wilhelm Kiehnel, Architekt und Bauherr des Hauses in Moabit. Doch Wintermann hat herausgefunden, dass die Staatsbibliothek in ihrem Haus Unter den Linden ein Buch über Kiehnel verwahrt.
Verfasser des mit 38 Seiten recht schmalen Bandes ist Paul Steinke, ein Bekannter Kiehnels, der das Buch ihm zu Ehren 1928 geschrieben hat. Der Geehrte selbst fungierte als Mitherausgeber und brachte für die Veröffentlichung Bilder und Entwurfsskizzen bei. Über Wilhelm Kiehnels Arbeit als Architekt finden sich noch Beiträge in Fachzeitschriften seiner Zeit, in der Deutschen Bauhütte, in der Zeitschrift für Beleuchtungswesen oder in der Zeitschrift für das Baugewerbe. Die Staatsbibliothek ist auch in deren Besitz.
Paul Steinke verrät uns nicht, wann Wilhelm Kiehnel geboren wurde. Im Mitte Museum vermutet man, um 1875. Aber immerhin berichtet Steinke ein wenig von Kiehnels Werdegang. Stephanie Wintermann: „Sein Vater war Güterdirektor und Generalbevollmächtigter des Fürsten Pückler-Sandrecky-Sandraschütz in Westpreußen. Die Familie kam aus Breslau, dort besuchte Kiehnel das Realgymnasium Zum Zwinger, später die Königliche Baugewerbeschule.“ Es schloss sich ein Studium an der Technischen Hochschule Charlottenburg an, der heutigen Technischen Universität Berlin.
Nach dem Studium kehrte Wilhelm Kiehnel in seine Heimatstadt zurück und arbeitete bei der elektrischen Straßenbahn. Irgendwann hat er sich als Architekt selbstständig gemacht. 1898 gab er den Auftrag, ein Mietshaus zu bauen.
Einige Zeit lebte und arbeitete er in Seiberg im Riesengebirge, bevor er erneut nach Berlin zog, um dort ein Architekturbüro zu eröffnen. Es entstanden unter anderem das heute nicht mehr existierende Haus am Bundesratufer 9 und das Haus an der Elberfelder Straße. 1908 zog Wilhelm Kiehnel nach Hannover, dann nach Budapest und wieder zurück nach Berlin.
Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges sei er in die Entwurfsabteilung des Oberpräsidiums in Potsdam berufen worden, berichtet Stephanie Wintermann vom Bezirksmuseum. Die Stellung hatte er nicht lange inne. Im selben Jahr wurde er als Soldat einberufen. Nach dem Krieg zog er erneut nach Hannover, wo er mindestens bis zum Erscheinen des Steinke-Buches blieb. „Über sein Ableben konnte ich nichts finden“, schließt Expertin Stephanie Wintermann.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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