Bund der Steuerzahler kritisiert Moabiter Kissen

Kein Problem beim Überfahren: In der Lehrter Straße sind die Kissen kaum breiter als der Radabstand eines Pkw. | Foto: Liptau
  • Kein Problem beim Überfahren: In der Lehrter Straße sind die Kissen kaum breiter als der Radabstand eines Pkw.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Moabit. Die Verkehrsberuhigung durch Moabiter Kissen vor allem in der Quitzowstraße beschäftigt jetzt auch den Berliner Bund der Steuerzahler. Wie wir berichteten, halten manche Anwohner die Aufpflasterungen für wirkungslos.

Harald Büttner ist sauer. Der Leiter des Tiefbau- und Landschaftsplanungsamts im Bezirk Mitte glaubt nicht, dass an den Moabiter Kissen, die derzeit in der Quitzowstraße zur Verkehrsberuhigung aufgepflastert werden, etwas auszusetzen ist. "Wir bauen genau das ein, was maximal rechtlich und fachlich möglich ist", sagt er. Ob das dann in jedem Fall "mit dem gesunden Volksempfinden einhergeht", könne er freilich nicht sagen. Die Kritik an den Moabiter Kissen in der Quitzowstraße hält er für "Einzelmeinungen." Konkret geht es um Aufpflasterungen auf der Fahrbahn, die die Autofahrer zur Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometer pro Stunden zwingen sollen. Philipp Schreiterer vom Verein Moabit hält sie allerdings für völlig wirkungslos, weil sie zu schmal und zu niedrig sind. Rechts und links der Kissen sei immer noch genug Platz, um einfach an ihnen vorbeizufahren. Die Verwaltung verweist hingegen darauf, dass auf beiden Seiten noch Radwege markiert werden, sodass die Fahrspur für Autofahrer schmaler werde. "Damit führen wir die Pkw über die Kissen und die Radfahrer dran vorbei", sagt Büttner. Genau so sei es in der Richtlinie zum Ausbau der Straßen (RAST) vorgegeben. Die Kissen könnten auch nicht höher gebaut werden. Manche Autos könnten sonst beschädigt werden, und die Kissen würden so eine Gefahr speziell für Motorradfahrer darstellen.

Der Bund der Steuerzahler zweifelt dennoch an der Wirksamkeit für die Verkehrsberuhigung. "Ich habe das selbst ausprobiert", sagt der Landesvorsitzende Alexander Kraus. Mit seinem "ganz normalen Kombi" könne er dort "einfach schnurstracks über die Kissen fahren, ohne abzubremsen". Ähnlich die Situation in der Lehrter Straße: Die Kissen sind dort noch schmaler, weil jede Fahrbahn eine eigene Aufpflasterung bekommt. Dadurch, so Schreiterer, gebe es für die Autofahrer erst recht keinen Grund zum Abbremsen.

Tatsächlich leuchtet dort kaum ein Bremslicht auf, bevor die Autos über die erhöhten Plateaus fahren. Doch auch in diesem Fall verweist Fachmann Büttner auf die Richtlinien: Weil dort Linienbusse fahren, dürften die Kissen nicht breiter als der Achsabstand der Busse sein. Die "Moabiter Kissen" hält er dennoch für das geeignete Mittel zur Verkehrsberuhigung. "Mein Amtsvorgänger hat die erfunden, und wir haben sie in die ganze Republik exportiert", unterstreicht er den Erfolg der Maßnahme.

Der Berliner Bund der Steuerzahler hat vom zuständigen Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) nun die Auflistung der Kosten beantragt. Büttner sieht dem "ganz gelassen" entgegen. Nennen will er die Zahlen allerdings erst, wenn die Baumaßnahmen in beiden Straßen völlig abgeschlossen sind. Stadtrat Spallek selbst hat sich zu dem Fall noch nicht geäußert.

Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 263× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 225× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 609× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.201× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.