Café Moabit feiert als Kleinkunstbühne zweijähriges Bestehen
Die Luft brennt förmlich, als der Kiezaktivist und BMX-Artist in strahlend weißer Kapitänsuniform, Schirmmütze und Kaiser-Wilhelm-Bärtchen das dicht gedrängt sitzende Publikum mit seinem Disco-Schlager "Lass mich bitte dein Delfin sein" so richtig in Fahrt bringt. Angefeuert von seiner Partnerin, der "Matröse", setzen die Gäste sich freiwillig quietschbunte Fisch- und Flamingokappen auf, werfen übermütig Konfetti, Papierschlangen und Luftballons in die Luft. Gleichzeitig reichen sie das aufgeblasene Plastiksäugetier aus dem Schlager durch die Reihen.
Es ist Klamauk, "Kitsch und Kacke", wie er es selbst einmal formuliert hat, aber mit Niveau und Hintersinn. Kapitän sei Frank Wolf deshalb, weil Moabit von Kanälen umgeben und daher eine Insel sei. Für ein Lachen wolle er sorgen, vermitteln, die jungen Männer von der Spielkonsole weglocken, ein Miteinander von Alt- und Neu-Moabitern schaffen.
Als Künstler kennt er Gott und die Welt und serviert einmal im Monat, "montags, wenn die Kollegen Zeit haben", ein Bühnenprogramm: Comedy, Kabarett, Poetry, Chanson, Hip-Hop oder Lesung. Der Eintritt kostet fünf Euro. Ausgeschenkt wird nur Alkoholfreies. Begeisterung entsteht trotzdem. Zu Beginn war das Café Moabit vier Monate lang fünf Tage in der Woche geöffnet. Die Besucherzahl blieb hinter den Erwartungen zurück. "Jetzt machen wir einmal im Monat auf. Die Leute kommen", sagt Wolf. Das Café hat sich also einen Namen in Moabit gemacht. Die Jubiläums-"Beste-Show" spricht alle Generationen an. Berührungsängste gibt es nicht. Das bunt gemischte Publikum erlebt ein vergnügliches Programm. Die drei Stunden verfliegen im Nu mit Comedians, Artisten, Poeten, Chansoniers und Breakdancern.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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