Endlich können sich die Anwohner in der Oase erholen
Die neue Grünfläche mit dem Namen "Moabiter Stadtgarten" ist anders als andere Parks in der Stadt. Und das gleich aus mehreren Gründen. Zunächst einmal gibt es das, was der Staatssekretär für Bauen und Wohnen, Ephraim Gothe (SPD), den "kleinen urbanen Kern" des Parks nennt: Im ehemaligen Verwaltungsbau des Güterbahnhofs und dem erhaltenen Teil eines Güterschuppens hat der Kreativ-Verein Kunstrepublik sein "Zentrum für Kunst und Urbanistik" eingerichtet. Eine Institution, die internationale Künstler beherbergt, arbeiten und ausstellen lässt. Und die auf diese Weise den Park, so Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD), auch "zu einem sozialen und kulturellen Ort" machen.
Wand schützt vor Lärm
Außergewöhnlich am Parkkonzept des Landschaftsplanungsbüros Glaßer und Dagenbach ist auch die parzellierte Fläche von 1600 Quadratmetern, auf der interessierte Gruppen und Anwohner selbst gärtnern können. Betreut wird das Konzept des "Bürgergartens" vom Verein Moabiter Ratschlag. Ansonsten gibt es nördlich der Siemensstraße ab sofort einen großen Spielplatz, eine Wiese mit Obstgehölzen, eine große Liegewiese und einen zentralen Multifunktionsplatz vor dem Güterbahnhofsgebäude.
Eine Schallschutzwand schützt die Parkfläche vor dem Lärm der nördlich gelegenen S-Bahntrasse und der im Bau befindlichen Umgehungsstraße. Künstlerisch gestaltet wurde sie von rund 50 Kindern des Moabiter Stadtgartens unter Anleitung der Künstlerin Bärbel Rothaar und finanziert von der Berliner Stadtreinigung und der Initiative Trenntstadt Berlin. Besonders an diesem Park sind allerdings auch die Auseinandersetzungen, die im Vorfeld geführt wurden. Im Gegenzug dafür, dass die Bahn dem Bezirk das Gelände günstig überlassen hat, mussten die Moabiter den Bau einer Großmarkthalle in direkter Nachbarschaft zum Park schlucken. Zudem mussten zahlreiche Pappeln entlang der Siemensstraße gefällt werden. Staatssekretär Gothe, bis vergangenen Herbst Mittes Stadtrat für Stadtentwicklung, erinnert sich "an sehr heiße Diskussionen" und daran, dass das Projekt zwischenzeitlich "auf der Kippe gestanden" habe.
Park wurde kleiner
Teil der Auseinandersetzungen sind auch die Zufahrtsrechte für benachbarte Gewerbetreibende. Am Ende wurde der Park 400 Quadratmeter kleiner, weil Bezirk und Gewerbetreibende sich nicht einigen konnten. "Wir konnten uns auf die Angebote nicht einlassen", sagt Alexander Kien, einer der Geschäftsmänner. "Wir hätten für eine neue Zufahrt zahlen sollen, obwohl wir bisher alles hatten", erzählt sein Nachbar Günther von Wysozki. Die zuständige Planerin des Bezirksamts, Mandy Adam, versichert hingegen, dass das für eine neue Zufahrt nötige Grundstück zu besonders günstigen Konditionen an die Gewerbetreibenden weitergegeben worden wäre. "Und die bessere Langzeitperspektiven geboten hätte."
Denn die neue Zufahrt hätte die Gewerbegrundstücke mit der neuen Umgehungsstraße im Norden verbunden. Nun bleibt die Wegeverbindung zur Siemensstraße, und dem Park fehlt seine Ecke. "Das ist allerdings gar nicht so tragisch", ist sich Adam sicher. "Wenn man nicht weiß, dass das Stück eigentlich zur Grünfläche gehört hätte, fällt es gar nicht auf."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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