In seinem Museum sammelt Werner Ettel Geräte von Braun
Auch nach seiner Pensionierung schlummert in Werner Ettel noch der Kunsterzieher, der pädagogische Auftrag scheint über das Ende seiner Dienstzeit hinaus zu wirken. "Ich will hier etwas zur Designerziehung und zur Geschmacksbildung beitragen", sagt der 64-Jährige. Wer sein privates Braun-Museum in Moabit besucht, soll sein ästhetisches Auge direkt an den Objekten schulen können, soll selbst nachvollziehen, was das Design der Firma vor allem in den 50er- und 60er-Jahren so einzigartig und stilprägend gemacht hat.
Ettel bringt das auf eine kurze Formel: "Modern, funktional und sachlich" seien die Geräte des Frankfurter Herstellers gewesen. Das Design sei "selbsterklärend" und habe die Lektüre langer Gebrauchsanweisungen überflüssig gemacht. Heute orientiert sich vor allem die amerikanische Firma Apple - mehr oder minder offiziell - an diesem Prinzip der Braun-Designer. In den 50er-Jahren war diese Art der Produktgestaltung ein absolutes Novum.
"Bis dahin waren sogar Radios in dunklem Holzfurnier und mit goldenen Rändern und Rähmchen versehen", sagt Ettel. Die schlichte und dennoch elegante Produktgestaltung von Braun ist seit den 50er-Jahren vor allem mit dem Namen Dieter Rams verbunden. Der heute 81-Jährige kam 1955 zu Braun, zwischen 1961 und 1995 war er dort Chefdesigner. Prägend war in diesen, so Ettel, "goldenen Jahren der Firma" außerdem der Designer Hans Gugelot, der von der damals stilprägenden Ulmer Hochschule für Gestaltung gekommen war. Der Dritte im Bunde hieß Herbert Hirche. Vor dem Zweiten Weltkrieg war dieser als Schüler am Bauhaus in Dessau und Berlin gewesen. Im Zusammenspiel mit den technischen Raffinessen der Braun-Geräte prägte vor allem das Design der drei die deutsche Konsumlandschaft über Jahrzehnte.
"Heute kommt kaum ein Besucher in mein Museum, der sich nicht an ein eigenes Braun-Gerät aus seiner Kindheit erinnert", sagt Ettel. Kein Wunder, denn die Produktpalette des Frankfurter Herstellers reichte über den Fernseher und den Musikschrank über zahlreiche Küchengeräte bis hin zum Rasierer, der Super-8-Kamera und der Armbanduhr. Seit 20 Jahren versucht Ettel, dieses gesamte Spektrum zusammenzutragen. "Inzwischen ist die Sammlung weitgehend vollständig", sagt er. Vor allem das mache sie ausstellungswürdig und einzigartig. Nachdem seine Schätze jahrelang in Spandau zu sehen waren, sind sie vor rund einem Jahr in ein Ladenlokal in der Elberfelder Straße 37 gekommen. Dort können sie immer sonntags und montags von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 33 77 63 87 angeschaut werden. Statt Eintritt bittet der Ausstellungsmacher um Spenden. Neben Geld werden gerne auch alte Braun-Geräte genommen.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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