Jugendliche kicken mit Anwohnern, Politikern und Polizisten
Straßenfußball? Ist doch immer dasselbe, könnte man jetzt denken: Kinder und Jugendliche kicken irgendwo im Kiez, während die Anwohner einen großen Bogen drum herum machen. Eine Handvoll Polizisten beobachtet den Spektakel aus der Ferne, um bei Problemen präsent zu sein. Und ein Politiker, zumeist Sportstadtrat oder Bürgermeister, kommt zum obligatorischen Anstoß, posiert für ein Pressefoto, ist aber längst wieder verschwunden, wenn der erste Ball rollt. Nichts von alledem ereignete sich in Moabit. Dort kamen Kinder und Jugendliche, Anwohner, Politiker und Polizisten auf dem Sportplatz der Kurt-Tucholsky-Grundschule zusammen, um gemeinsam dem runden Leder nachzujagen. Die prominentesten Kicker unter ihnen waren Stadtrat Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen) und Sascha Dierschke, Leiter der Operativen Gruppe Jugendgewalt der Direktion 3 der Polizei. "Unser Ziel ist es, die unterschiedlichsten Leute, unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Kultur oder Alters zusammenzubringen", sagt Quartiersmanager Fadi Saad. Das Konzept ging auf. So begegneten sich Mädchen des Moabiter Frauen- und Mädchenfußballvereins, Kinder und Jugendliche der Moses-Mendelssohn-Oberschule, der Hedwig-Dohm-Oberschule und der Kurt-Tucholsky-Grundschule, Fußballer von Power 21 aus dem Stephankiez und vom Moabiter Kinder-Hof sowie zahlreiche Kiezbewohner, Gewerbetreibende, Politiker und Polizisten. Das Quartiersmanagement hatte eigens noch 100 T-Shirts in zehn Farben und verschiedenen Größen anfertigen lassen. "Wir tragen heute alle dieselben Sportsachen und haben alle die gleichen Regeln." Fadi Saads Anliegen ist es, Orte der Begegnung zu schaffen. Dafür eigne sich der Sport ganz hervorragend. "Wenn man jetzt so über den Platz schaut: Woran erkennt man den Polizisten, den Stadtrat und den Menschen aus der Moschee? Gar nicht. Und das ist der Sinn dieser Veranstaltung."
Das Quartiersmanagement führte dieses Turnier in Kooperation mit der Polizeidirektion 3 durch. Fadi Saad: "Viele Jugendliche kommen erst dann mit der Polizei in Kontakt, wenn sie etwas angestellt haben. Hier ist die Begegnung positiv besetzt." Man spiele zusammen Fußball, komme vielleicht ins Gespräch und lerne sich so besser kennen. "Es genügt doch schon, wenn man sich beim Namen nennt. Ich bin der Sascha, ich bin der Ali. Und dann trifft man sich ein halbes Jahr später auf der Straße wieder, der Polizist und der Jugendliche, und man hat gleich einen Namen parat - und auch ein Gesprächsthema: Weißt Du noch, damals beim Fußball." Und das sei der präventive Ansatz, mit dem man Brücken bauen und Vorurteile abbauen könnte: "Wenn das Fußballspiel vorüber ist, hört man von allen Seiten immer den gleichen Satz: Eigentlich sind die ja ganz nett."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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